Geprägt vom russischen Krieg in der Ukraine hat am Montag die Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) begonnen. Die Auftaktrede hielt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. In einer Videoansprache rief er die internationale Staatengemeinschaft zu "maximalen" Sanktionen gegen Russland auf. Es dürfe "keinen Handel mit Russland" mehr geben. 2.500 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft diskutieren in Davos über Lösungen für internationale Probleme.
"Die Ukraine braucht alle Waffen, die wir fordern, nicht nur die, die geliefert wurden", rief Selenskyj die Staaten angesichts des russischen Angriffskriegs gegen sein Land zu weiteren Waffenlieferungen auf. Notwendig seien auch ein Öl-Embargo sowie Sanktionen gegen alle russischen Banken. Westliche Staaten haben die Ukraine seit Beginn des russischen Einmarschs wiederholt mit Waffen beliefert. Zudem verhängten sie strikte Sanktionen gegen Russland, unter anderem beschlossen die EU-Staaten ein Importverbot für russische Kohle. Ein Öl-Embargo ist bisher jedoch noch umstritten.
Öl-Embargo gegen Russland
Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck sprach sich für ein von der EU gemeinsam getragenes Öl-Embargo gegen Russland aus. Die Verhandlungsführung müsse von der EU-Kommission aus gesteuert werden, sagte er im Deutschlandfunk. Habeck sprach von einer konzertierten Aktion, bei der die EU vorangehen müsse. "Wir sehen das Schlechteste von Europa", so Habeck. Zwar sei zu beachten, dass nicht jedes Land in der gleichen Situation sei. Dennoch erwarte er von allen, auch Ungarn, dass sie an einer Lösung arbeiteten.
Drei Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs bedankte sich Selenskyj für die internationale Unterstützung. "Die Welt glaubt an die Ukraine", sagte er. Nach der Rede erhoben sich viele Zuhörer und applaudierten. Zudem lud Selenskyj ausländische Unternehmen ein, sich nach dem Ende des Krieges am Wiederaufbau der zerstörten ukrainischen Städte zu beteiligen. Zur Finanzierung solle auch eingefrorener russischer Besitz verwendet werden, schlug er vor.
Klitschko-Brüder zu Gast
Vitali und Wladimir Klitschko waren ebenfalls zu Gast in den Schweizer Alpen. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sagte zum erbitterten Widerstand gegen die russischen Angreifer: "Wir Ukrainer verteidigen unsere Kinder, Familien und die Zukunft unserer Kinder - und die russischen Soldaten kämpfen für Geld." Russland habe das Land vor drei Monaten überfallen, weil es die Ukraine als Teil des russischen Imperiums sehe. "Glaubt den Russen nicht, sie betrügen immer", betonte Vitali Klitschko. Sein Bruder, der ukrainische Ex-Boxweltmeister Wladimir Klitschko, forderte eine vollständige Isolation Russlands. "Der Krieg wird so lange dauern, wie die Welt Handel mit Russland treibt", meinte der 46-Jährige in einer Gesprächsrunde beim Weltwirtschaftsforum.
Der Präsident des Weltwirtschaftsforums, Børge Brende, forderte in der "Süddeutschen Zeitung" einen Marshall-Plan für einen Wiederaufbau der Ukraine. Die bis Donnerstag dauernde Tagung steht heuer unter dem Motto "Geschichte an einem Wendepunkt: Regierungspolitik und Geschäftsstrategien". Im Fokus stehen mit dem Ukraine-Krieg, der Corona-Pandemie und dem Klimawandel gleich mehrere weltweite Krisen. Thematisiert werden unter anderem die Folgen des Kriegs auf Lieferketten, Energieversorgung und Nahrungsmittelsicherheit.