Der Gas-Stopp Russlands für Polen und Bulgarien trifft auch österreichische Firmen, die in diesen Ländern tätig sind. Im Balkanstaat gibt es 20 bis 30 Produktionsstätten von Austro-Betrieben, die energieintensiv sind. Insgesamt haben Firmen aus der Alpenrepublik 300 bis 350 Niederlassungen in Bulgarien, hieß es auf APA-Anfrage aus der Wirtschaftskammer (WKÖ). In Polen gibt es rund 650 Niederlassungen und etwa 130 Produktionsstätten.
Polen war nach Bekanntwerden des Stopps um Beruhigung bemüht. Schließlich wollte man ab kommendem Jahr ohnehin auf russisches Gas verzichten. Die Beziehungen zwischen Warschau und Moskau sind schon länger sehr angespannt. Bisher bezog Polen rund die Hälfte seines Gases aus Russland. Dennoch sagt die polnische Regierung, es werde keinen Engpass geben, denn die Gasspeicher seien zu drei Viertel voll.
In Bulgarien ist die Versorgung wichtiger Abnehmer mit Gas zumindest über den Mai gesichert, sagte der bulgarische Energieminister Nikolow am heutigen Donnerstag. Eine neue Pipeline zwischen Bulgarien und Griechenland soll kurz vor der Fertigstellung stehen und ab Juni funktionieren. Vom Peloponnes durchfließen soll rückumgewandeltes LNG-Gas und Gas aus Aserbaidschan.
Gaslager gefüllt
Etwa die börsennotierte Wienerberger war gestern um Beruhigung bemüht, man habe vorgesorgt und Gaslager aufgefüllt. Wienerberger betreibt sowohl in Polen als auch in Bulgarien Werke, im Balkanstaat eine der größten Ziegelfabriken Europas. Insgesamt ist Österreich in Bulgarien mit Bauwirtschaft, Metallverarbeitungs- und Industriegüterproduktion, Holzverarbeitungsindustrie, Sport- und Textilindustrie produzierend vertreten.
Mittelbar seien alle Firmen in Bulgarien betroffen, so die WKÖ, alleine wegen steigender Lieferkosten und Energiepreise. Sowohl Polen als auch Bulgarien sind als EU-Staaten wichtige Handelspartner für Österreich, wobei die Bedeutung des viel einwohner- und wirtschaftsstärkeren Polens jene Bulgariens deutlich übersteigt.
Polen ist seit vorigem Jahr jedenfalls Österreichs fünftwichtigster Exportmarkt und siebentwichtigster Importmarkt, besagt die Länderinfo der Wirtschaftskammer (WKÖ). Die österreichischen Direktinvestitionen im mittel-osteuropäischen Polen beliefen sich demnach 2020 auf knapp 5,9 Milliarden Euro. Beschäftigte bei diesen Direktinvestitionen wurden 49.000 gezählt. Bulgarien lag unter Österreichs Exportmärkten zuletzt nur auf Rang 28.