Rund 10 Prozent des Nadelschnittholzverbrauchs in der EU wurden bisher durch Importe aus Russland, Belarus und der Ukraine gedeckt. Mengen, die künftig nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Die heimische Holzindustrie will daher die Erntemengen kurzfristig erhöhen, um diese Lücke füllen zu können.

"Wenn Europa das brachliegende Potenzial nutzt, wäre das eine Unabhängigkeitserklärung", sagt Herbert Jöbstl, Geschäftsführer von Stora Enso Wood Products und Obmann des Fachverbands der Holzindustrie Österreichs. Er fordert ein Bekenntnis zu verstärkter Holzverwendung.

5 Millionen Festmeter Holz zusätzlich

2020 wurden fast 17 Millionen Festmeter Holz in Österreich geerntet, 2021 noch etwas mehr. Es sei Konsens in der Branche, dass die Nachhaltigkeitsgrenze bei 22 Millionen Festmeter liege, also 5 Millionen Festmeter zusätzlich geschlägert können.

Mit hohem wirtschaftlichen Effekt, denn laut Wifo ergäbe allein eine Million Festmeter Holz zusätzlich sowie dessen Verwendung im Bauwesen 80 Millionen Euro mehr Wertschöpfung und 1400 zusätzliche Arbeitsplätze.

Fünf Prozent mehr produzieren

Österreich, viertgrößter Schnittholzproduzent Europas und an neunter Stelle weltweit, könnte kurzfristig rund fünf Prozent mehr produzieren: 11,5 Millionen Kubikmeter Schnittholz statt 10,8 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Damit könne Österreich einen Teil der russischen Importe ausgleichen, sich selbst versorgen und zusätzlich in die EU liefern, erklärt Markus Schmölzer, Vorsitzender der heimischen Sägeindustrie.

Ablehnung von EU-Plänen

Pläne der EU, mindestens 10 Prozent der Landfläche unter strengen Schutz zu stellen, lehnen Branchenvertreter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ab. Damit stünden in der EU 40 Prozent weniger Holz zur Verfügung. Damit würde die Importabhängigkeit von Russland zunehmen und die Ziele einer beschleunigten Energiewende und der Dekarbonisierung des Wohnbaus verfehlt.