Christian Brettner (50) hat sprichwörtlich das gemacht, was man Karriere mit Lehre nennt. 1987 hat er als Lehrling bei Interspar in Klagenfurt angeheuert. Nach diversen Führungsfunktionen – zuletzt mehrere Jahre in der Spar-Zentrale in Salzburg – hat er jetzt die Funktion des Interspar-Regionaldirektors für Kärnten, Osttirol und die südliche Steiermark übernommen. Als einer von acht in Österreich. Er ist damit für neun Interspar-Märkte mit rund 900 Beschäftigten verantwortlich. Im Herbst begeht Brettner sein 35-jähriges Firmenjubiläum. Der zweifache Vater (der Sohn ist 25, die Tochter 20) stammt aus St. Veit/ Glan, wo er auch lebt. Privat spielt er gerne Tennis. Seinen Kaffee im Interspar-Restaurant in Klagenfurt, wo das Interview stattfindet, bezahlt er bar.

Die hohe Inflation „vergiftet“ laut Experten das Konsumklima. Wie preissensibel sind aktuell die Interspar-Kunden?
CHRISTIAN BRETTNER: Hamsterkäufe verzeichnen wir derzeit nicht. Aber es zeigt sich, dass die Menschen – ich würde es so nennen – „vernünftiger“ einkaufen. Sie nutzen verstärkt unsere Prozentaktionen, greifen zum günstigeren Vergleichsprodukt. Die Haushaltsbudgets sind durch die hohen Energie- und Benzinkosten geschrumpft und mit ihnen die Kaufkraft. Die Preissensibilität steigt. Interspar setzt auf verschiedene Preis- bzw. Qualitätsschienen. Mit dieser breiten Auswahl sind wir im Vorteil.


Tagesabläufe verändern sich, Einkäufe fragmentieren sich. Gibt es den typischen Wochenendeinkauf, den Fassungskauf noch? Sind großflächige Märkte überhaupt noch zeitgemäß?
BRETTNER: Ich nehme sogar wahr, dass Fassungskäufe wieder zunehmen. Wenn der Benzinpreis so hoch ist, will man nicht so oft einkaufen fahren. Man kommt seltener, die einzelne Rechnung wird länger. Unsere Kundinnen und Kunden schätzen gerade die Auswahl und unser Markenprofil „Alles unter einem Dach.“ Unser Fokus liegt auf dem, was man für das Leben zu Hause rund um den Küchentisch braucht.

Kundenkarten ...
BRETTNER: ... lehnen wir ab. Wir stehen auf dem Standpunkt, dass Kundendaten geschützt gehören. Das ist klare Firmenstrategie. Wir freuen uns, wenn sich ein Kunde mit einem unserer 25-Prozent-Sticker etwas Teureres leisten kann, aber dafür braucht er seine Daten nicht preiszugeben.

Christian Brettner: "Kundendaten gehören geschützt"
Christian Brettner: "Kundendaten gehören geschützt" © Markus Traussnig

Machen Ihnen digitale, neue Wettbewerber zu schaffen?
BRETTNER: In Wien und in Salzburg betreibt Interspar bereits einen Lebensmittel-Onlineshop und das Thema wird auch uns in Zukunft mehr beschäftigen. Ich sehe Online-Bestellung mit Zustellung eher im Non-Food-Bereich, also bei Nicht-Lebensmitteln, etwa WC-Papier. Etwas, das man zyklisch braucht und das immer gleich bleibt. Online gibt es weniger Aktionen, das muss jedem Kunden klar sein. Und auch Amazon hat nichts zu verschenken. Ich denke nicht, dass Lebensmittel-Hauszustellung die gesamte Handelslandschaft verändern wird. Denn die Menschen sind nicht gerne anonym. Dem kommen wir nach, indem wir auf Bedienung setzen und besetzte Kassen haben nach dem Motto: „Persönlich für Sie da.“

Apropos persönlich: Wie ist die Personalsituation?
BRETTNER: Mitarbeiter zu halten und zu bekommen ist aktuell unsere bzw. meine größte Challenge. Wir beschäftigen ja pro Interspar-Markt zwischen 120 und 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 120 zum Beispiel hier in Klagenfurt, 180 im Murpark in Graz. Derzeit haben wir höhere Corona-Ausfallquoten als während der Lockdowns. Die vergangenen Monate waren wegen vieler Corona-Krankenstände und Quarantäne-Fälle für alle sehr anstrengend. Nicht auszudenken, wenn im Herbst die Infektionen neuerlich hochschnellen. Uns dafür abzusichern bzw. aufzustellen, ist aktuell meine erstrangige Aufgabe.

Wie viele Posten in „Ihren“ neun Märkten sind vakant?
BRETTNER: 30 Beschäftigte werden derzeit gesucht. Über Inserate, das Arbeitsmarktservice, aber auch über Mundpropaganda. Industrie und Gemeinden sind auch wichtige Arbeitgeber. Es ist derzeit einfach nicht viel Personal am Markt. Das Thema wird uns wohl noch Jahre beschäftigen. Und für einen Beruf im Verkauf braucht man Leidenschaft. Ich persönlich liebe es. Interspar ist meine zweite Familie, mit der ich glücklich bin.

Wie viel Prozent macht der Anteil an Nicht-Lebensmitteln im Interspar aus?
BRETTNER: 34 bis 35 Prozent. Wir starten die Wegführung für die Kunden traditionell mit Non-Food. Wer will, macht dann einen „Loop“, also eine Art Abkürzung durch den Non-Food-Bereich. Aber wir zwingen niemanden, hier durchzugehen.