Die Lieferketten-Probleme haben 2021 den Umsatz der Unito-Gruppe mit seinen Versandhändlern Otto, Universal und Quelle Technik, um 6,3 Prozent auf 395 Millionen Euro schrumpfen lassen. Zwar war das Jahr 2020 durch den Ausbruch der Corona-Pandemie besonders kräftig gewachsen, aber ohne die Nachschub-Schwierigkeiten wäre wahrscheinlich ein Umsatzplus von fünf Prozent möglich gewesen, vermutet Unito-Chef Harald Gutschi.

Angesichts der "größten Lieferkettenkrise seit dem Zweiten Weltkrieg" zeigt sich Gutschi dennoch ausgesprochen zufrieden. "Wir sind entspannt", sagt er in Erwartung von Nachholeffekten. "Wenn ich mein Handy nicht kaufen konnte, dann werde ich das zeitverzögert machen", ist er überzeugt. Die Rendite war mit mehr als vier Prozent sogar höher als der Zielkorridor von zwei bis vier Prozent, betont Geschäftsführer Achim Güllmann.

Wachstumsplus von 10 Prozent erwartet

Die Wachstumserwartungen für das Anfang März begonnene Geschäftsjahr wurden mit zehn Prozent eher vorsichtig gesteckt. Gutschi: "2022 wird ein mega-anspruchsvolles Jahr." Denn die Lieferschwierigkeiten werden insbesondere zwei Produktgruppen weiterhin treffen: Elektronikprodukten wegen fehlender Chips und Möbel wegen der engen Verflechtungen der Möbelindustrie mit Russland, Weißrussland und der Ukraine.

"Bei Möbeln werden Alternativproduzenten nötig sein", erklärt Gutschi. Die anfängliche Kaufzurückhaltung nach dem Schock der Ukraine-Invasion durch Russland sei dagegen wieder vorbei, aktuell seien die Umsätze um 30 Prozent höher als vor einem Jahr, was wohl auch an Vorziehkäufen aufgrund der hohen Inflation liege.

Unito hat einen Rekord-Lagerbestand angelegt

"Wir können mittlerweile Krise, wir sind unglaublich vorbereitet", verweist Gutschi auf den höchsten Lagerbestand, den das Unternehmen in seiner Geschichte angelegt habe. Gutschi: "Wer Ware hat, gewinnt." Er persönlich arbeite seit 30 Jahren im Versandhandel, "28 Jahre lang hatten wir viel mehr Ware und mussten versuchen, die an Kunden zu verkaufen, 2021 hatten wir erstmals mehr Nachfrage als Ware." Im Technik-Bereich hatte sich das 2021 besonders stark mit einem Umsatzminus von 12,5 Prozent ausgewirkt. 

Die Preise will Unito in den nicht kritischen Bereichen "nicht nennenswert erhöhen", so Gutschi, weil die Waren zu moderaten Preisen beschafft worden seien. Er geht davon aus, dass der gesamte Handel die hohe Inflation nicht in vollem Ausmaß an die Kunden weitergeben kann.  "Sieben Prozent höhere Preise werden die Kunden nicht akzeptieren in dieser Situation", verweist er auf die Unsicherheit durch den Krieg in der Ukraine. Die Unternehmen würden maximal die Hälfte der Preissteigerungen unterbringen können, ist er überzeugt. "Wir werden sogar darunter sein. Denn der Preis ist ganz wesentlich für unser Geschäftsmodell."

Logistikbereich wird ausgebaut

Einen Teil der höheren Preise von Vorlieferanten schlucke man selbst, einen weiteren Teil dürften auch die Vorlieferanten nicht weitergeben können, zudem drücke man intern weiter die Kosten, reduziere etwa die letzten Reste von gedruckten Katalogen oder arbeite weiter an der Senkung der zuletzt bereits stark zurückgegangenen Retourenquote von 26,5 Prozent (vorher 35,5 Prozent). Gelingen könne das durch extrem schnelle Lieferung und sehr detaillierte Produktbeschreibungen. Der Logistikbereich werde deshalb um einen dreistelligen Millionenbetrag ausgebaut.  

Die zurückgegangene Retourenquote interpretieren die Unito-Chefs als Ausdruck immer bewussterer Kaufentscheidungen. Das zeige sich auch beim Kauf zertifiziert nachhaltiger Artikel, deren Anteil am Angebot stark ausgebaut werde. "Wir wachsen da extrem", führt Gutschi eine Wachstumsrate von 164 Prozent gegenüber 2019 an. Allerdings war damals auch die Umsatzbasis noch bedeutend kleiner.

Ab 1. Juli will das Unternehmen seine gesamten CO₂-Emissionen auch beispielsweise durch Dienstreisen über die Kompensationsplattform "Atmosfair" ausgleichen. Für spätestens 2030 ist CO₂-Neutralität des Betriebes angepeilt. In drei bis fünf Jahren könnten sich auch nachhaltigere Verpackungen etablieren, so Gutschi.

Die mittelfristigen Wachstumsziele sind ehrgeizig, zwischen zehn und 15 Prozent soll der Umsatz 2023 und 2024 zulegen, damit würde dann die Umsatzmarke von 500 Millionen Euro geknackt werden. Für 2030 wurde Latte auf 850 Millionen Euro Umsatz gelegt. Zuletzt beschäftigte Unito in Graz und Salzburg 555 Mitarbeiter.