Private Haushalte haben im Vorjahr erneut mehr Geld auf ihre Bank gebracht. Die Einlagen wuchsen um 10,9 Milliarden Euro oder 3,8 Prozent auf 294,8 Milliarden Euro an - und das, obwohl der Realzinssatz im Februar 2022 auf den niedrigsten Wert seit den 1970er-Jahren gesunken ist. Gleichzeitig wurde aber auch mehr Geld in Investmentfonds gesteckt. Vor allem nachhaltige und inländische Fonds waren gefragt, teilte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) am Montag mit.

Bereits seit 2009 gibt es in Österreich negative Realzinssätze, durch die in den vergangenen Monaten stark gestiegene Inflation hat sich die Situation aber noch verschärft. Gemessen an täglich fälligen Spareinlagen, für die der nominelle Zinssatz im heurigen Februar 0,07 Prozent betrug, ist die negative Realverzinsung auf minus 5,8 Prozent gesunken, schreibt die Nationalbank. Das war der höchste Negativwert seit der ersten Ölpreiskrise 1974, als der Realzins bei minus 6,2 Prozent lag. Auch bei neu abgeschlossenen Spareinlagen mit Kapitalbindung betrug der Nominalzins nur 0,21 Prozent.

Negativzinsen sind verboten

In Österreich sind Negativzinssätze auf private Spareinlagen durch ein OGH-Urteil untersagt, bei Unternehmenseinlagen gibt es jedoch bereits seit Längerem Negativzinsen. Im Dezember 2021 erreichten neu veranlagte Einlagen mit meist kurzfristiger vereinbarter Laufzeit ein Zinsniveau von minus 0,63 Prozent. Die Einlagen der Unternehmen legten im Vorjahr um 3 Mrd. Euro auf 87,4 Mrd. Euro zu.

Eine baldige Verbesserung bei den Zinssätzen ist nicht in Sicht. Aufgrund des Ukraine-Kriegs rechnet die OeNB mit weiteren Steigerungen bei den Energiepreisen und damit bei der Inflationsrate. Dadurch dürfte auch der Realzins weiter nach unten gedrückt werden.

Investmentfonds werden attraktiver

Vor diesem Hintergrund gewinnen Investmentfonds zunehmend an Attraktivität. Um Kurseffekte bereinigt wuchs die Zahl der von privaten Haushalten gehaltenen Investmentzertifikate 2021 um 13 Prozent an. Der Bestand an Investmentzertifikaten im Besitz privater Haushalte stieg auf 89,3 Milliarden Euro. Zudem stiegen die Nettomittelzuflüsse auf ein historisch hohes Niveau von 15,2 Milliarden Euro an. Das machte sich für die Anleger bezahlt: Dank eines positiven Börsenumfeldes erzielten inländische Fonds im Vorjahr eine Rendite von 7,3 Prozent.

Rund zwei Drittel des Wertpapierportfolios (68,5 Prozent) inländischer Fonds steckt in Wertpapieren aus dem Euroraum, weitere 13,3 Prozent stecken in US-Wertpapieren. Der Anteil an direkt gehaltenen russischen und ukrainischen Wertpapieren lag bei 0,7 Mrd. Euro oder 0,3 Prozent des Wertpapierportfolios.