"Je mehr ich kann, desto besser ist es für mich und den Betrieb“, betont Philipp Müller. Dieses Leitmotiv hat er in seinem bisherigen Ausbildungsweg bemerkenswert konsequent verfolgt. Im vergangenen Jahr hat er die Meisterprüfung zum Stuckateur- und Trockenausbaumeister erfolgreich abgeschlossen. Im Fußball würde man in seinem Fall wohl von einem „Serienmeister“ sprechen, denn Müller hatte zuvor bereits die Berufsmeistertitel in den Bereichen Tapezierer und Dekorateur, Maler sowie Schildermacher in der Tasche. Und das im Alter von gerade einmal 25 Jahren. Schon 2017 hat das Multitalent mit der „Dekorationsmalerei Philipp Müller“ in Sankt Marein bei Graz seinen eigenen Betrieb aus der Taufe gehoben. Das Hauptaugenmerk liege „in der Qualität der Arbeit unter Berücksichtigung traditioneller Verfahren und Materialien“. In der hauseigenen Werkstatt werden Leinöl-, Kalk- und Leimfarben selbst hergestellt.

Das Tüfteln und Ausprobieren liegt auch David Telser – sein beruflicher Werdegang ist ebenfalls hochkarätig. Der Unternehmer aus Aigen im Ennstal hat 2021 die Meisterprüfung zum Landmaschinentechniker absolviert, auch er fällt in die Kategorie des „Wiederholungstäters“, denn nach der Kfz-Technik und Mechatronik hat er nun gewissermaßen seinen „Meister-Hattrick“ in der Berufsausbildung erzielt, den er berufsbegleitend 2019 auch noch mit dem akademischen Master für Handelsmanagement garniert hat. Letztlich habe sich das so ergeben, sagt Telser, die Bereiche fügten sich gut ineinander. Mit der Meisterausbildung vertiefe man das Rüstzeug, das man in der Lehre erlangt habe, „ein Meister sollte der sein, der alles in seinem Beruf weiß und wenn er einmal etwas nicht versteht, weiß er, wo er nachschauen muss.“

Die Kombination von zwei Berufen – auf höchstem Level – hat Viktoria Jammernegg vollzogen. Die Friseurmeisterin, die in Kitzeck den „Friseur im Weingarten“ betreibt, hat im vergangenen Jahr noch den Konditoren-Meister „draufgesetzt“. Die 30-Jährige hat auch hier ein weiteres Gewerbe angemeldet und ist unter der Marke „JammVi“ als Auftragskonditorin für extravagante Pralinen und Desserts tätig. „Ich habe schon immer gerne Neues ausprobiert, ich will dieses Handwerk in ein neues und modernes Licht rücken“, so Jammernegg. Ein Meisterbrief „ist wirklich sehr viel wert“. Wenn es um die berufliche Ausbildung geht, laute ihre Devise, „ganz oder gar nicht“.

"Hoher Stellenwert von Top-Ausbildungen"

Philipp Müller, David Telser, Viktoria Jammernegg – nur drei Beispiele von insgesamt 744, die im Vorjahr in der Steiermark erfolgreich eine Meister- oder Befähigungsprüfung abgelegt haben. Im Vergleich zum Jahr 2020 entspricht das einem Plus von 10,4 Prozent. Für Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk und Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, untermauere „diese sehr erfreuliche Entwicklung den hohen Stellenwert von Top-Ausbildungen, auch oder gerade in schwierigen Zeiten“.

Verlängerung der Meisterprämie gefordert

Talowski fordert daher auch, dass die im Jahr 2020 eingeführte Meisterprämie (1000 Euro für alle, die eine Meister- oder Befähigungsprüfung positiv absolviert haben) weiterhin erhalten bleibt. Bisher wurde die Prämie vom Wirtschaftsressort des Landes finanziert – für die Grazer Absolventen hat jeweils die Stadt Graz die Hälfte übernommen und die Stadt sei, so Talowski, weiterhin dazu bereit. Ohne Meisterprämie müssten die Absolventinnen und Absolventen die Kosten für die vorbereitenden Kurse komplett selbst bestreiten. Im Wirtschaftsressort betont man auf Anfrage der Kleinen Zeitung, dass man bereits in Kürze ein Nachfolgemodell dafür vorstellen wolle.