Für viele Betriebe gehen die bereits ab kommenden Montag gültigen verschärften Regeln mit beträchtlichen Herausforderungen einher. Überall dort, wo bisher die 3G-Regel gültig war, wird dann 2G gelten. Dies bedeutet, dass man beispielsweise in die Gastronomie, Theater, Konzerte, Sportveranstaltungen oder zum Friseur nur noch geimpft oder genesen kommt. Am Arbeitsplatz bleiben Tests als Alternative möglich (2,5G-Regel).

Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, spricht von einer "herausfordernden Situation, vor der Österreich nun kurz vor dem Winter" stehe. Eine rasche Reaktion auf die steigenden Inzidenzen sei "die Grundlage für eine erfolgreiche Bekämpfung des pandemischen Geschehens". Das sei nötig, "weil wir Betriebe und die Jobs der Beschäftigten nicht gefährden wollen, es geht auch darum, das Weihnachtsgeschäft und die Wintersaison zu sichern". Doch der "Turnaround im Pandemiegeschehen darf nicht auf dem Rücken der Betriebe passieren“, so Mahrer, der auch betont: „Wir haben in Gesprächen mit der Bundesregierung klargestellt, dass eine verpflichtende 2,5G-Regelung am Arbeitsplatz aufgrund der bundesweit derzeit nicht vorhandenen PCR-Testinfrastruktur nicht machbar ist und zu massiven negativen Auswirkungen in der betrieblichen Praxis führen würde.“

"Unterstützung für besonders betroffene Branchen"

In unterschiedlichen Branchen müssen Betriebe nun wieder mit einer Reduktion ihrer Geschäftsgrundlage kalkulieren. "Da wo es Einschränkungen des Betriebes gibt, wie durch Betretungsverbote für Nicht-Geimpfte, ist klar, dass es Unterstützung für besonders betroffene Branchen geben muss“, so WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf, WKÖ-Generalsekretär. Er drängt daher auf "rasche Gespräche über eine Verlängerung der bestehenden Unternehmenshilfen".

"Jede Verschärfung doppelt existenzbedrohend“

Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel, fürchtet dramatische Auswirkungen auf den Umsatz. Er betont: „Jede Verschärfung der Maßnahmen bringt uns einem Quasi-Lockdown auch im Handel näher. Das Ausmaß der Umsatzeinbußen ist derzeit noch gar nicht absehbar." Es sei "unbedingt notwendig, den Handelsbetrieben, die sich von der Krise noch nicht erholt haben, unter die Arme zu greifen". Gerade zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts, das für viele über Sein oder Nicht-Sein entscheidet, sei "jede Verschärfung doppelt existenzbedrohend“, sagt Trefelik. "Gerade von Maßnahmen, die primär andere Bereichen wie etwa die Gastronomie betreffen, bleibt der Handel nicht verschont. Die Konsumlaune sinkt, wenn schärfere Maßnahmen im Kaffeehaus oder im Restaurant gelten. Außerdem hängt der Handel auch vom Tourismus ab. Viele Branchen sind vom Ausbleiben der Gäste aus dem Ausland stark negativ betroffen. Wenn es um finanzielle Entschädigungen geht, müssen unbedingt auch diese indirekten Aspekte berücksichtigt werden."

Schutzschirm für die Tourismuswirtschaft gefordert

Neben der Wirtschaftskammer fordern auch der Handelsverband, die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) und der ÖVP-Wirtschaftsbund weitere Hilfen für betroffene Betriebe. "Da aufgrund der heute angekündigten 2G-Regelung mit finanziellen Einbußen zu rechnen ist, müssen betroffene Unternehmen auch dementsprechende Hilfen bekommen", so Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger. "Natürlich muss alles unternommen werden, um die Corona-Infektionen zu drücken und die Wintersaison zu retten."

ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer fordert von der türkis-grünen Regierung auf die "bewährte Umsatzsteuerreduktion" zu setzen. "Mit der kompletten Rotfärbung der Corona-Landkarte und der Verhängung von 2G ist wirtschaftliches Arbeiten für Tourismusbetriebe in dieser Wintersaison nur mehr sehr schwer möglich", so Reitterer. Der Bund und die EU-Kommission müssten schnell handeln und einen Schutzschirm für die Tourismuswirtschaft aufspannen.

Für Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ist es "völlig klar", dass es angesichts steigender Corona-Infektionszahlen und einer steigenden Intensivbetten-Auslastung strengere Maßnahmen notwendig sind. "Dafür gibt es den Stufenplan, um auf so eine Entwicklung rasch reagieren zu können. Die Tourismus-Branche ist für die Umsetzung gut vorbereitet", so Köstinger. Wer geimpft sei, werde auch weiterhin kaum Einschränkungen spüren.

"Kommt Lockdown gleich"

Gastro-Obmann Mario Pulker sagte bereits am Nachmittag - also noch bevor die Regierung die Maßnahmen vorgestellt hatte: "Viele sind höchst verunsichert. Wenn ein reines 2G eingeführt wird, käme das einem Lockdown gleich." Denn eine 2G-Regel für die Gäste bedeute, "dass die Betriebe rund 40 Prozent der potenziellen Kundinnen und Kunden verlieren", so Pulker.

Die Touristiker sind unterdessen in tiefer Sorge um die heurige Wintersaison. Eine 2G-Regel, "die uns hilft, in zwei oder drei Wochen zu einem halbwegs akzeptablen Ansteckungspotenzial zurückzukommen, wird das wahrscheinlich der beste Weg sein", sagte Branchensprecherin Susanne Kraus-Winkler bereits zu Mittag im Ö1-Gespräch.