Noch sind massive politische Umlenkungsmaßnahmen im Verkehrssektor nicht auf Schiene, ÖBB-Chef Andreas Matthä fordert nun, dass künftig „Kostenwahrheit“ viel mehr Güter auf die Bahn verlagert. Er plädiert für einen CO2-Preis von 250 Euro je Tonne ab 2030 und lehnt sich damit an einen entsprechenden Vorschlag der Europäischen Investitionsbank (EIB) an. Das Verlagern von Gütern auf die Schiene sei „der schnellste Hebel“ im Klimaschutz. Ein Drittel des österreichischen CO2-Ausstoßes verursache der Verkehr, vor allem der Lkw-Verkehr. Nur 28 Prozent des Güterverkehrs geht auf die Schiene, in Spitzenjahren waren es in Österreich 33 Prozent. Im Europaschnitt gelangen gerade 18 Prozent der Güter per Bahn von A nach B.

Preiserhöhungen

Die ÖBB-Güterbahn Rail Cargo Group (RCG) ist in 18 Ländern täglich mit 1250 Zügen unterwegs, hegt als Europas Nummer zwei auch Wachstumspläne, stößt aber offenbar an Grenzen. Matthä und RCG-Chef Clemens Först räumten bei einem Pressegespräch ein, dass die Bahnen einen signifikanten Ausbau der Marktanteile „allein nicht schaffen“. Matthä, auch Präsident des europäischen Bahnverbandes, fordert deshalb ein Viertel der Einnahmen, wenn im Zuge des EU-Programms „Fit for 55“ ein neuer CO2-Handel für den Verkehrssektor aufgezogen wird. Das Geld müsse in Netzausbau, Digitalisierung und die europaweite Installierung des einheitlichen ETCS-Sicherheitssystems fließen, um die Zugkapazitäten entscheidend zu erhöhen. Vom aktuellen Preiskarussell im Logistikgeschäft kann sich auch die Rail Cargo Group nicht abkoppeln: Först kündigte Preiserhöhungen im mittleren einstelligen Prozentbereich an.

„Man kann nicht einfach auf den Knopf drücken“

Für eine „Renaissance“ des Bahngüterverkehrs, wie sie Matthä erhofft, braucht es allerdings auch eine deutlich stärkere Anbindung der Regionen an die großen Korridore zwischen den Dutzenden Seehäfen. Matthä begrüßt deshalb, dass in der Raumordnung bei der Schaffung von Gewerbegebieten Bahnanschlüsse verpflichtend werden. Schon jetzt will die Bahn Kunden gewinnen, bietet zum Beispiel auch kleineren Unternehmen Logistik-Lösungen ab dem Werkstor an, holt dafür Container per Lkw ab und verlädt sie auf die Bahn.

Ein logistisches Kinderspiel ist für Kunden der verstärkte Schwenk auf die Bahn allerdings nicht unbedingt, vor allem, wenn es etwa um so große Tonnagen wie bei Breitenfeld Edelstahl aus dem Mürztal geht. „Man kann nicht einfach auf den Knopf drücken,“ so Vertriebsvorstand Jürgen Frank. „Aber wir haben die klare Intention, den Anteil der Bahntransporte deutlich zu erhöhen.“ Etwa ein Drittel der Auslieferungen soll bis 2025 auf die Bahn verlagert werden.

In der Steiermark werden jährlich 15 Millionen Tonnen Güter von Rail Cargo transportiert, was laut ÖBB 860.000 Lkw-Fahrten vermeidet. Ein Großkunde ist etwa Magna. In Kärnten sind es 5,3 Millionen Tonnen, was 300.000 Lkw-Fahrten entspricht. Zu den wichtigsten Kunden in Kärnten zählt die Kärntnermilch.