Schon 1700 Traktoren fahren in Österreich satellitengesteuert auf Millimeter genau auf Feldern. 1400 Melkroboter tun in heimischen Ställen ihren Dienst – Tendenz jährlich um ein Drittel steigend. GPS-Halsbänder bei Schafen ersparen Almbauern stundenlange Suche.
Wir sprechen hier nicht von Zukunftsmusik, sondern von Technologie, die auf Höfen zusehends im Alltag mithilft. „Durch den Strukturwandel wird die Zahl der Bauern kleiner, die verbleibenden Höfe größer – aber die Arbeitskräfte fehlen“, skizziert Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger einen Grund, warum der Agrarsektor bei technischen Entwicklungen Vorreiter ist.
Um die Vielzahl an Projekten zu bündeln, Ideen zur Umsetzung zu bringen und auf Höfen auf Praxistauglichkeit zu prüfen, hat Ministerin Elisabeth Köstinger die „Innovation Farm“ ins Leben gerufen, mit Standorten u. a. in Wieselburg und Raumberg-Gumpenstein. Es gehe dabei auch darum, Landwirten zu zeigen, was alles möglich sei, so Köstinger: „Digitalisierung ist nicht nur etwas für Großbetriebe, sie wird für Kleinbetriebe, vor allem Bergbauern, immer wichtiger.“
Auf der Rieder Messe – der größten Landwirtschaftsmesse Österreichs – wurden in der Vorwoche nicht nur Dutzende Anwendungsmöglichkeiten präsentiert, sondern auch ein Problem diskutiert: Denn laut Hannes Royer von der Lebensmittelplattform „Land schafft Leben“ und Boku-Professor Siegi Pöchtrager passe diese technologisierte Realität meist nicht mehr mit dem Landwirtschaftsbild der Bevölkerung zusammen.
Dieses ist laut Moosbrugger vor allem durch die Werbung noch von Dirndl tragenden Frauen, die per Hand melken, und von sprechenden Ferkeln geprägt. „Dabei ist die Kommunikation untereinander, von der Landtechnik über Bauern und Handel bis zum Konsumenten heute wichtiger denn je“, so Royer. Der Kunde lege Wert darauf zu wissen, wie Lebensmittel produziert würden. Seine Plattform, aber auch die „Innovation Farm“ habe daher das Ziel, auch die Vorteile der Technisierung zu kommunizieren, etwa beim Tierwohl. Wo ein Entmistungsroboter selbstständig seine Arbeit tut, braucht es keinen Spaltenboden. Sensoren auf Mähwerken stoppen die Maschinen, sobald sie ein Rehkitz im Gras detektieren. Oder Stichwort Ressourcenschonung: Mit Drohnen-Analysen von Ackerpflanzen könne der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln minimiert werden. In Ried wurde sogar ein solarbetriebener „Farmdroid“ vorgestellt, der selbstständig am Rübenfeld Unkraut zupft, noch bevor dieses an die Oberfläche dringt.
All die Technik ist nicht billig, macht sich aber durch Kosteneinsparung oft schnell bezahlt. Schließlich geht es auch um eines: die Verbesserung der oft noch ausbaufähigen Lebensqualität bei Bauern.
Ulrich Dunst