China zieht die Daumenschrauben gegenüber seiner Tech-Industrie weiter an. Die Regierung in Peking wolle die hochprofitable Zahlungs-App AliPay des Fintech-Konzerns Ant Group (der wiederum zu Alibaba gehört) zerschlagen und eine getrennte Plattform für das Kreditgeschäft des Unternehmens schaffen, schrieb die Zeitung "Financial Times" am Sonntag.

Der Plan sehe zudem vor, dass Ant die seinen Kreditentscheidungen zugrunde liegenden Nutzerdaten an ein neues Joint-Venture zur Kreditwürdigkeitsprüfung übergeben muss. Dieses sei teilweise in Staatsbesitz, berichtete die Zeitung unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Damit sichert sich die Regierung wohl den Zugriff zu den wertvollen Finanzdaten seiner Bevölkerung.

China will wieder mehr Kontrolle

Der Schritt reiht sich ein in eine ganze Serie von Maßnahmen, durch die die chinesischen Behörden ihre Aufsicht über viele Branchen verschärfen - von der Technologie bis zur Bildung. Damit soll nach Jahren des rasanten Wachstums die Kontrolle über Wirtschaft und Gesellschaft gestärkt werden.

Bereits im Herbst vergangenen Jahres geriet Ant ins Visier der Regulierer: Chinas Behörden vereitelten den geplanten Börsengang des Unternehmens und belasteten damit auch den Mutterkonzern Alibaba. Nur zwei Tage vor dem geplanten Debüt an den Börsen in Shanghai und Hongkong bemängelte die Finanzaufsicht bei Alibaba-Gründer Jack Ma, dass wegen veränderter Regularien die Offenlegungspflichten wohl nicht erfüllt würden. Kurz vor der Ziellinie platzte damit der mit mehr als 37 Milliarden Dollar weltgrößte Börsengang von Chinas Branchenführer beim mobilen Zahlungsverkehr.

Weniger Tage zuvor hatte Ma öffentlich die strengen Regulierungen der Zentralregierung öffentlich kritisiert. Der Alibaba-Gründer verschwand daraufhin für mehrere Wochen von der Bildfläche. Seine öffentlichen Auftritte sind seitdem äußert selten.

Verlinkungen zur Konkurrenz

Eine weitere Verschärfung betrifft Verlinkungen. Onlineriesen wie Alibaba und Tencent müssen künftig gegenseitige Verlinkungen auf ihren Internetseiten zulassen, wie das Industrie- und Informationsministerium (MIIT) in Peking am Montag erklärte. Sollten sich die Konzerne nicht daran halten, drohten ihnen Strafen. Um welche es sich dabei handeln könne, sagte das Ministerium nicht.

Seit Jahren ist es gängige Praxis der Tech-Giganten, auf ihren Plattformen nicht auf die Internetseiten der Rivalen zu verlinken. Dies schränke den Verbraucher und dessen Rechte ein und bringe die Marktordnung durcheinander, erklärte das MIIT. Seit das Ministerium im Juli eine Untersuchung in der Branche gestartet habe, hätten sich Verbraucher beschwert. Derzeit würden die betroffenen Unternehmen dazu angehalten, ihre Prozesse zu überprüfen und zu ändern. Nachrichtendienste seien die ersten, für die die neuen Vorgaben gelten sollen.