Der Megatrend Digitalisierung hat durch Corona einen weiteren Schub bekommen. „Quer über alle Branchen werden digitale Technologien als noch wichtiger angesehen“, bestätigte zuletzt das Beratungsunternehmen EY.
Aber nicht digitale Fantasten sind gefragt, sondern digitale Realisten. Realisten wie die drei Nominierten in der Primus-Kategorie Digitalisierung. Der Lohnfertiger Meislitzer Präzisionstechnik, gegründet im noch prä-digitalen Jahr 1992, hat sich digital auf neue Beine gestellt. Abfragen, Erfassen, Speichern, Auswerten, Verwerten: alles digital. So wie seine Kunden weltweit, so muss auch Meislitzer immer schneller werden. „Digitale Verfügbarkeit von Daten hilft produzierenden Unternehmen, besser zu werden, weil messbare Ergebnisse vorliegen“, weiß Geschäftsführer Robert Meislitzer.
Das IT-Unternehmen Anexia ist digital groß geworden. Aber auch dieses Kärntner Parade-Start-up muss sich „permanent neu erfinden“. Und macht das erstaunlich gut: Niederlassungen und Serverfarmen rund um den Globus zeugen davon. Ebenso Entwicklungen, mit denen sich Anexia als Alternative zu den Cloud-Lösungen von Amazon und Google ins Spiel bringt.
Bleibt myAcker, dessen Gründer die wahnwitzige Idee realisiert haben, einen Acker virtuell zu bepflanzen, aber reell zu ernten. Inzwischen legen sie aber längst das nächste digitale Feld an.
Junges Gemüse mit innovativen Ideen
Christoph Raunig und Patrick Kleinfercher gründeten myAcker ursprünglich für Gemüsefans ohne eigenen Garten: Sie schufen einen digital bedienbaren Online-Garten und damit die Möglichkeit, virtuell Biogemüse anzubauen, es aber „in echt“ zu ernten und sich diese Ernte CO2-neutral nach Hause schicken zu lassen. Angebaut wird das Biogemüse auf dem myAcker-Acker in Mühldorf im Mölltal. Bald folgte die nächste Innovation – und wieder wurde Tradition mit Zeitgeist, Altes mit Neuem verknüpft: Mit der AckerBox schuf myAcker einen Hightech-Selbstbedienungsladen, der die besten Produkte aus der Region anbietet. Sein digitales Herzstück ist AckerPay, ein einfach zu bedienendes Hightech-Bezahlsystem samt Shop Terminal und IT-Plattform.
Aktuell gibt es österreichweit 15 AckerBoxen, zehn davon im Rahmen eines Franchisesystems.
Digital ausgebildet von eigenen Kunden
Die Meislitzer Präzisionstechnik GmbH aus Gnesau ist Auftragsfertiger im Bereich der Metall- und Kunststofffertigung. Produziert werden Einzelteile und Prototypen ebenso wie kleine und mittelgroße Serien für Kunden aus den Bereichen Maschinen-, Automobil- und Anlagenbau, Elektronik- und Halbleiterindustrie, Luft- und Raumfahrt, Energie- und Medizintechnik. Kosten- und Zeitdruck sind in diesem 1992 gegründeten Familienunternehmen mit 45 Mitarbeitern daher systemimmanent.
In dieser Branche entscheidet die kürzestmögliche Lieferzeit oft, wer den Auftrag bekommt. Die Digitalisierung von Anlagen und Prozessen und ihre ebenso digitale Administration sind von enormer Bedeutung. Meislitzer hat sich digital neu erfunden und ließ sich dabei von den eigenen Kunden „trainieren“.
Baumeister für die digitale Wolke
Vor 15 Jahren – da war Gründer Alexander Windbichler aus Klagenfurt gerade einmal 19 Jahre alt – begann die Erfolgsgeschichte von Anexia. Groß geworden mit Rechenzentren (es sind mittlerweile knapp 100) von New York über Sao Paulo bis Hongkong und Sydney, steht das Unternehmen heute auch für Cloud- und Softwarelösungen und hat mehr als 300 Mitarbeiter in zehn Niederlassungen in Europa und den USA.
Der Clou: Digitale Bausteine in der Cloud werden mit der echten Welt verknüpft. Ein Beispiel: Nahezu alle Filme in europäischen Kinosälen werden über IT-Infrastruktur von Anexia ausgeliefert. Reale Welt, digital abgebildet. Windbichler: „Wir sehen Bedarf für eine europäische Alternative zu den Großen wie Google Cloud oder Amazon AW. Und wir sind überzeugt, Anexia kann diese Alternative sein.“
Drei Fragen an Bernhard Lamprecht, Geschäftsführer des Lakeside-Parkis in Klagenfurt
1. Welche Chancen eröffnet die Digitalisierung?
LAMPRECHT: Unsere Zukunft hängt von Forschung, Innovation und Digitalisierung ab. Die Relevanz der Digitalisierung wurde durch Corona verstärkt. Neben neuen Geschäftsfeldern birgt sie auch eine Chance für neue Berufsbilder und zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.
2. Ist die Kärntner Wirtschaft digital fit?
Kärntner Unternehmen entwickeln innovative Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit: Vernetzung von Produktion, Planung, Fertigung, Logistik, Dienstleistungen, Vereinfachung von Prozessabläufen. Hier ist viel passiert in Kärnten. Nicht zuletzt mit der Errichtung der technischen Fakultät der Uni Klagenfurt, dem Angebot der berufsbildenden höheren Schulen, oder in der außerbetrieblichen Lehrausbildung, wo die Verwendung von 3D-Brillen bereits selbstverständlich ist. Aber Luft nach oben gibt es immer.
3. Baut der Lakeside Park weiter aus?
Seit dem Jahr 2005 haben sich bei uns mehr als 70 international- und technologieorientierte Unternehmen und acht Forschungsinstitutionen angesiedelt. Wir haben die größte Drohnenhalle Europas, Robotics- und 5G-Labore, ein Educational Lab. Gerade stehen wir mitten in der Errichtung der sechsten Baustufe und trotzdem sind alle Flächen – mehr als 40.000 Quadratmeter – voll. Am südlichen Teil unserer 20 Hektar haben wir noch genug Platz für weitere Baustufen.