Eine kräftige Auslandsnachfrage hat der chinesischen Wirtschaft im August einen unerwartet starken Schub verliehen. Die Exporte wuchsen um 25,6 Prozent zum Vorjahresmonat, wie die Zollbehörde am Dienstag in Peking mitteilte. Besonders kräftig legten die Exporte nach Südkorea, Australien und in die Europäische Union zu. Ein Grund dafür ist, dass sich die Händler in den Industrieländern bereits auf das Weihnachtsgeschäft vorbereiten.
Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Zuwachs von 17,1 Prozent gerechnet, nach 19,3 Prozent im Juli. Der Handelsüberschuss erreichte 58,3 Milliarden US-Dollar (49,14 Milliarden Euro).
"Insbesondere der Aufschwung bei den in China hergestellten Konsumgütern wie Elektronik, Möbeln und Freizeitprodukten spiegelt wohl die Auffüllung der Lagerbestände der Einzelhändler vor dem Weihnachtsgeschäft wider", sagte Volkswirtin Sheana Yue von Capital Economics.
Mit Abstand größter Exporteur der Welt
Die Volksrepublik ist der mit Abstand größte Exporteur der Welt, weshalb der unerwartet starke Anstieg der Ausfuhren auch auf eine Belebung der globalen Konjunktur schließen lässt. Diese hatten im ersten Halbjahr noch merklich unter den Beschränkungen im Kampf gegen die Coronapandemie gelitten.
Aber auch China selbst kauft verstärkt in aller Welt ein. Die Importe erhöhten sich im August um 33,1 Prozent. Hier hatten Experten lediglich mit 26,8 Prozent gerechnet, nach 28,1 Prozent im Juli. Angeschoben wurde der Außenhandel auch durch die Auslösung der Hafenstaus, was das Verladen von Waren erleichterte. Wegen Coronafällen bei Hafenmitarbeitern hatten die Behörden Terminals vorübergehend geschlossen, was weltweit zu Sorgen vor Lieferunterbrechungen führt.
Die Importe aus den USA, das sich mit China weiter einen Handelskrieg liefert, stiegen stark um 33,3 Prozent. Die chinesischen Ausfuhren in die USA legten hingegen nur um 15,5 Prozent zu. Der Handel zwischen den beiden größten Volkswirtschaften stieg insgesamt um 18,9 Prozent.
Wirtschaft wächst stark
Für die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft China rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 8,1 Prozent. Für 2022 wird ein Plus von 5,7 Prozent erwartet.
Durch den größten Ausbruch des Coronavirus seit einem Jahr mit der gefährlichen Delta-Variante hatte Chinas Wirtschaft zuletzt etwas an Dampf verloren. Die Behörden haben die Ausbreitung aber innerhalb von rund vier Wochen bis August in den Griff bekommen können. Auch konnte die Schließung eines Terminals des wichtigen Containerhafens von Ningbo wegen Infektionsfällen aufgehoben werden.
China, wo das Coronavirus im Dezember 2019 weltweit erstmals entdeckt worden war, verfolgt eine strenge Null-Covid-Strategie. Mit Massentests, Kontaktverfolgung, Zwangsquarantäne, Ausgangssperren und auch einer Abschottung zum Ausland hat das bevölkerungsreichste Land das Virus seit Sommer vergangenen Jahres recht erfolgreich unter Kontrolle gebracht. Wer überhaupt noch einreisen darf, muss nach der Ankunft drei Wochen in eine Quarantäneeinrichtung.