Die heimischen Weinbauern rechnen mit einer guten Weinernte und stabilen Preisen. Die Menge soll sich laut aktueller Prognose auf dem Vorjahresniveau von 2,4 Millionen Hektoliter einpendeln. "Wir sehen der Ernte sehr zuversichtlich entgegen", sagte Weinbauverband-Präsident Johannes Schmuckenschlager am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Haupternte soll heuer - witterungsbedingt etwas später als in anderen Jahren - ab 20. September starten.
In den meisten Weinanbaugebieten wird die Hauptlese Ende September oder Anfang Oktober stattfinden. Die erwartete, qualitativ gute Erntemenge fällt im langjährigen Vergleich durchschnittlich aus. Die klimatische Situation und die Unwetter haben heuer viele Winzer gefordert. Das "extreme Wetter" im Juni mit vielen Hitzetagen, Unwettern und Hagel habe zahlreiche Rebflächen geschädigt, so Schmuckenschlager. Eine spätere Blüte und ein vergleichsweise kühler August sei für die langsamere Entwicklung der Reben verantwortlich. Die Winzer blieben heuer aber von Spätfrostschäden verschont. Die aktuelle nicht zu heiße Hochwetterlage hilft den Weinbauern und lässt die Trauben nun weiter gut reifen. Der Weinbauverband-Präsident hofft "auf einen goldenen Herbst".
Lage seit Gastro-Öffnung "deutlich gebessert"
Die coronabedingt geschlossene Gastronomie und Hotellerie haben die Weinbauern im Vorjahr und heuer hart getroffen. Höhere Verkäufe im Lebensmitteleinzelhandel und im Online- sowie Ab-Hof-Geschäft konnten bei vielen Betrieben das Gastro-Absatzminus aber nicht ausgleichen. Seit den Öffnungsschritten hat sich die Lage aber deutlich gebessert. Derzeit gebe es eine "stabile Situation" am Weinmarkt und bei den Traubenpreisen, so Schmuckenschlager. Durch die heurige, späte Ernte in Österreich könne auch der Jahrgang 2020 noch deutlich länger verkauft werden. "Das stabilisiert massiv." Weite Teile der Weinbaugebiete in Frankreich und Italien sowie teilweise Deutschland waren von Spätfrostschäden betroffen. Dies wirke sich "auf den europäischen Weinmarkt im heurigen Jahr aus", sagte der Weinbauverband-Präsident.
Die Österreich Wein Marketing (ÖWM) beobachtete im ersten Halbjahr einen "positiven Trend" bei den heimischen Weinverkäufen. Offizielle Zahlen sollen in Kürze vorliegen. Für ÖWM-Geschäftsführer Chris Yorke ist das große Fragezeichen für die Weinbranche, wie sich die Coronapandemie in den nächsten Monaten weiterentwickelt und wie die Wintersaison in Westösterreich wird. Die Wintersport-Tourismusbetriebe sind ein wichtiger Abnehmer für österreichischen Qualitätswein. "Wir hoffen auf einen halbwegs guten Winter", so der ÖWM-Chef.