Die gute Nachricht zuerst: „Mit der Debatte zum Klimaschutz ist der Bevölkerung die Bedeutung von Abfällen als wertvolle Sekundärrohstoffe bewusst geworden“, sagt Gabriele Jüly, Präsidentin des Verbandes der Entsorgungsbetriebe (VOEB). Der Verband stützt sich dabei auf eine aktuelle Umfrage in eigenem Auftrag – demnach sehen 80 Prozent der Befragten den Abfall als wichtigen Rohstoff, 87 Prozent wünschen sich eine ökologische Kreislaufwirtschaft. Das wirft die Frage nach der Sammelmoral auf – und hier tun sich dann doch Problemfelder auf.

73 Prozent der Menschen unter 30 trennen den Hausmüll – und damit seltener als jene über 60 (91 Prozent). Dem VOEB bereitet dies Sorgen, denn es hänge viel vom Verhalten der Jüngeren ab, ob eine Kreislaufwirtschaft gelingen könne. „Junge Menschen engagieren sich umweltpolitisch, handeln im Alltag aber nicht immer entsprechend“, so Jüly. Das Altersgefälle ist auch bei der Frage nach der Verschwendung von Lebensmitteln oder der richtigen Entsorgung von Problemstoffen deutlich sichtbar.

13 verschiedene Systeme

Diesen Widerspruch erklärt sich Jüly damit, dass die vor 30 Jahren eingeführte Mülltrennung heute nicht mehr beworben werde. Eine „zeitgemäße Aufklärung“ (auch) in sozialen Medien und in mehreren Sprachen sei nötig. Ein Hindernis ist aber der Umstand, dass es in Österreich 13 verschiedene Sammelsysteme gibt; die Abfallentsorger drängen hier seit Jahren auf eine Vereinheitlichung.

Die Umfrage zeigt freilich regionale Unterschiede auf. Burgenländer sind mit 92 Prozent die eifrigsten Mülltrenner, gefolgt von Kärntnern und Tirolern (89 Prozent), die Steiermark kommt hier auf respektable 85 Prozent. Steirer und Steirerinnen sind laut der Umfrage unter 1500 Personen beim Vermeiden von Verpackungsmüll zwar im Spitzenfeld des Ländervergleichs, jedoch Schlusslicht beim achtsamen Umgang mit Lebensmitteln. In Kärnten ist das Bild genau umgekehrt.

Roboter und Fehlwürfe

Auch immer bessere Sortieranlagen könnten die Mülltrennung in den Haushalten nicht ersetzen, erklären die Fachleute. Dies sei „Voraussetzung für stoffliches Recycling“ und damit ein wichtiger Beitrag zum „Klimaschutz“, heißt es vom Entsorger Saubermacher, der die Ergebnisse der Umfrage bestätigt: Im ländlichen Raum und bei älteren Menschen beobachte man eine hohe „Trennmoral“, die bei jüngeren, urban lebenden Menschen tendenziell sinke.

Das führe dazu, dass man etwa bei jüngsten Restmüll-Analysen große Mengen an Fehlwürfen fand – bis zu zwei Drittel des Restmülls gehören dort nicht hinein. Die eine Hälfte davon seien biogene Abfälle, die andere umfasse Altstoffe wie Papier, Glas, Kunststoff und Metall. Im Biomüll wiederum liegt die Quote bei nur fünf Prozent und ist dort recht eindeutig auf „mitgeworfene“ Plastiksackerl zurückzuführen.

Zugleich tut sich technologisch viel in der Branche. Saubermacher betreibt in Graz Österreichs größte Sortieranlage für Leichtverpackungen. Dort eingesetzte Folienabtrenner, Nahinfrarotmaschinen, Nicht-Eisenabscheider – aber auch händische Sortierung – sorgen mittlerweile für Verwertungsquoten von über 95 Prozent. Dennoch betont man auch beim Entsorger, der selbst Sortierroboter im Einsatz hat: „Die beste Sortieranlage ist nach wie vor der Mensch.“