"Bevor man das Land wieder zusperrt, müssen wir über 1 G reden", sagt Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. "Es kann aber nur das letzte Mittel sein." Vorher gelte es, etwa "massive Anreize zum Impfen" zu setzen. Mahrer bringt erneut den "Impf-Hunderter" für Jugendliche in Spiel. "Man muss ökonomische Anreize setzen. Daran ist moralisch nichts Verwerfliches, weil damit kein Zwang verbunden ist", meint Mahrer. Auch immer mehr Betriebe wollten Impfprämien, beispielsweise freiwillig bis zu 500 Euro pro Geimpftem, zahlen - solche Prämien sollten für den Arbeitnehmer generell steuerfrei sein, fordert der WK-Präsident. Auch tritt Mahrer für eine verkürzte Gültigkeitsdauer von Coronatests ein, so wie es Wien vorzeigt.

"Zweiten Totalausfall können wir uns nicht leisten"

Es sei gut möglich, erwartet Mahrer, dass im kommenden Winter etwa Hoteliers, ganze Tourismusregionen oder Skigebiete von sich aus "1 G", also Impfungen, zur Bedingung für Übernachtungen oder eine Liftkarte machen werden. "Denn Österreich kann sich einen zweiten Totalausfall im Winter nicht leisten", warnt Mahrer.

Neben Corona sei die Steuerreform in den kommenden Monaten zentrales Thema. Mahrer erneuert die Forderung nach einer Senkung der Körperschaftssteuer von 25 auf 21 Prozent, ein Investitionsfreibetrag von 20 Prozent bzw. für "Ökoinvestitionen" von 30 Prozent sei ein weiteres Ziel der Standesvertretung der Unternehmer. Beim CO2-Preis rechnet Mahrer damit, dass die türkis-grüne Regierung "einen Pfad aufzeigt", also die Systemumstellung mit niedrigen Preisen für den Ausstoß von Klimagasen startet und der Preis für den CO2-Ausstoß dann sukzessive steigt. Österreich sei allein wegen seiner weltweit gefragten "Green Technology"-Produkte ein "Klimaengel und kein Klimasünder".

Zu den nahenden Lohnverhandlungen - den Start machen traditionell die Metaller im September - will Mahrer nichts sagen: "Ich mische mich nicht ein, man wird sicher einen vernünftigen Abschluss finden."

"Punktuelle Überförderung für Gastro-Betriebe"

Ob der Corona-bedingt auf 5 Prozent gesenkte Steuersatz etwa für Gastronomie und Hotellerie auch über den Jahreswechsel hinaus beibehalten soll, legt sich Mahrer nicht fest: "Die Branche wirbt dafür. Man sollte das vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängig machen." Eine "generelle Überförderung der Gastronomie" schließt Mahrer kategorisch aus, "punktuell mag es für einzelne Betriebe eine Überförderung gegeben haben." Lob gibt es von Mahrer für die Bundesregierung: "In Summe hat sie die Pandemie gut gemanagt."