In der Ferienzeit werden Bahn-Reisende in Deutschland ab Montagfrüh wieder von Zugverspätungen und Zugausfällen getroffen. Die Lokführergewerkschaft GDL kündigte am Freitag einen weiteren Streik von Montag, 2 Uhr bis Mittwoch, 2 Uhr im Personenverkehr an. Der Güterverkehr wird bereits ab Samstag, 17 Uhr bestreikt. Die Deutsche Bahn sprach von einer völlig überflüssigen Belastung der Reisenden und der Kunden im Güterverkehr.
Die Aktionen der GDL hätten bei der Deutschen Bahn bisher zu keinem Sinneswandel geführt, sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Sollte die Bahn kein neues Angebot vorlegen, werde künftig auch länger und auch an Wochenenden gestreikt. "Wir haben erneut Rücksicht auf das vor uns liegende Reisewochenende genommen", sagte Weselsky. "Das werden wir in Zukunft nicht mehr gewährleisten können."
Die GDL hatte bereits in der vergangenen Woche zwischen Dienstagabend und Freitagfrüh bundesweit gestreikt. Etwa drei Viertel der Fernzüge und 60 Prozent des Nahverkehrs fielen aus. Auch rund 300 Güterzüge blieben stehen.
"Rechtmäßiger Streit"
Deutsche-Bahn-Personalvorstand Martin Seiler kritisierte die Entscheidung: "Dieser zweite Ferienstreik zeigt: ein Tarifpartner verweigert sich permanent." Statt den Mut zu haben, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, treibe die GDL-Führung ihren gewerkschaftspolitischen Kampf um Ausweitung und Einfluss auf dem Rücken der Bahnkunden auf die Spitze. GDL-Chef Weselsky hatte zuvor der Bahn erneut Täuschung vorgeworfen und Seiler auch direkt angegriffen: "Die Ausführungen von Herrn Seiler sind nichts anderes, als wenn in China ein Sack Reis umfällt." Man werde nicht über etwas verhandeln, was nicht verhandelbar sei. "Der Streik ist rechtmäßig, er ist verhältnismäßig und er ist zulässig."
"Rivalität mit anderen Gewerkschaften"
Die Deutsche Bahn hatte der GDL zuletzt Lohnerhöhungen in zwei Schritten angeboten: 1,5 Prozent per 1. Jänner 2022 und 1,7 Prozent per 1. März 2023, bei einer Laufzeit bis Ende Juni 2024. Der GDL reicht dies nicht. Sie fordert unter anderem frühere Lohnerhöhungen, eine kürzere Laufzeit und einen Corona-Bonus von 600 Euro. Weiter erschwert wird der Konflikt auch durch die Rivalität der GDL mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die bereits einen Tarifvertrag mit der Bahn geschlossen hat.