Dieses Fronleichnams-Wochenende ist für Arthur Primus und seine 140 Mitarbeiter der Europlast in Dellach im Drautal etwas Besonderes: Erstmals stehen in diesem Jahr die Maschinen still. Seit Weihnachten arbeitete der Betrieb 24 Stunden, sieben Tage die Woche in vier Schichten durch. Der geplante Stillstand wird nötig, weil der Strom abgeschaltet werden muss, um eine neue "Backup-Maschine" zu installieren. Sicherheit geht vor, denn "ein Maschinenausfall wäre massivst bedrohlich für uns und würde einige Wochen Stillstand bedeuten", sagt Primus.

Vier Millionen Euro investiert der Kunststoff-Spezialist am Standort im Oberen Drautal. Zwei Produktionshallen wurden erweitert, die Produktionsfläche um 1300 Quadratmeter ausgeweitet, eine PV-Anlage am Dach sorgt für 800 KWp Strom. Dass PV-Module nur auf der Hälfte der Dachfläche verbaut werden konnten, liegt an der hohen Schneelast, die Grenzen setzt. "Im Raum Klagenfurt hätten wir die gesamte Dachfläche zur Stromproduktion nutzen können", sagt Primus.

Das erweiterte Firmengelände von Europlast in Dellach im Drautal
Das erweiterte Firmengelände von Europlast in Dellach im Drautal © KK

In wenigen Wochen Vollauslastung

Die Bauarbeiten starteten im Herbst, die Fertigstellung und damit Vollauslastung erfolgt Ende Juni. Im Zentrum stehen dabei Infrastrukturinvestitionen. "Wir haben nachgezogen", sagt Primus. Ausgaben für Backups könne man eher tätigen, "wenn man ein gutes Jahr hinter sich hat, um die Strukturen stärken". Neben neuen Maschinen und einem verstärkten Stromanschluss sorgen zusätzliche Hallenkräne dafür, schneller rüsten zu können. Der Lagerplatz wurde bereits im Vorjahr um 8000 Quadratmeter erweitert, um viel Material vorrätig zu halten. "Unser Konzept ist es nicht, die billigsten zu ein, sondern die schnellsten."

Seit 2017, dem Jahr, in dem Primus die Geschäftsführung von Gründer Helmuth Kubin übernommen hat, steigerte der Hersteller von Kunststoffbehältern dem Umsatz von 33 auf 40 Millionen Euro, die Belegschaft wuchs von rund 100 auf 140 Mitarbeiter. Die Ergebnismarge beträgt über 10 Prozent vor Steuern, ein hoher Wert in der Branche.

Verstärkte Mülltrennung  nutzt Europlast
Verstärkte Mülltrennung nutzt Europlast © KK

Gedämpftes Ergebnis

Nach dem Rekordjahr 2020 zeichnen sich auch 2021 deutliche Umsatzzuwächse ab, allerdings rechnet Primus mit einem "gedämpften" Ergebnis. Schuld daran sind die hohen Rohmaterial-Preise, die sich in den letzten Monaten verdoppelt haben. Bliebe der Preis dauerhaft auf diesem Niveau, wäre das fatal. Allerdings sollten die Preise, so die Erwartung, im Herbst wieder sinken. Nicht allein starke Nachfrage, sondern vor allem künstliche Verknappung des Angebots auf 60 bis 70 Prozent aufgrund "vorgetäuschter höherer Gewalt", so Primus, hätte die Rohstoff-Preise nach oben schießen lassen.

Erfolgreichstes Werk einer Gruppe

Produziert werden bei Europlast - übrigens CO2-neutral - Wertstoffsammelbehälter und Großboxen für Industrie und Landwirtschaft. Dass die EU auf Mülltrennung auch in Südost- und Osteuropa drängt, hilft. Innerhalb von sechs Monaten wurden 250.000 Behälter nach Kroatien geliefert, nun stehe man kurz vor dem Abschluss für 120.000 Behälter, die nach Ungarn gehen. Der Recylinganteil in den Produkten pendelt zwischen 30 und 100 Prozent. 80 Prozent der Waren gehen in den Export - von Skandinavien bis ins Kosovo, vereinzelt auch nach Australien. Im Ausland - an der Amalfi-Küste - sitzt auch die Eigentümerfamilie Foresti. Investoren, die weitere ähnliche Werke in Europa betreiben. "Wir sind der erfolgreichste Standort der Gruppe und können sehr unabhängig agieren, was ich sehr genieße", sagt Primus stolz.

Kisten und Boxen für Industrie und Landwirtschaft
Kisten und Boxen für Industrie und Landwirtschaft © KK

Gut möglich, dass Europlast, das auch Auftragsfertigung betreibt und etwa spezielle 30 Kilogramm schwere Schachtringe aus Kunststoff erzeugen kann, auch in die Produktion der knappen Bierkisten einsteigt. "Wir sind mit einigen Abfüllern im Gespräch", sagt Primus. "Wir könnten Bierkisten jederzeit erzeugen."

"Das ist eine Mörderaufgabe"

Die Firma weiterhin auf Erfolgskurs zu halten sei eine "Mörderaufgabe", sagt Primus. "Wir haben aber keine Wachstumsfantasien, das Unternehmen ist profitabel und in einer super Konfiguration." Allerdings leide man am Fehlen von Mitarbeitern: "Uns gehen in Oberkärnten die Menschen aus. Ich rede nicht von Fachkräften. Auf 40 Prozent der Landesfläche kommen nur mehr 20 Prozent der Bevölkerung."