Noch nie ist der Online-Handel so stark gewachsen wie im vergangenen Jahr. 38 Prozent der Befragten aus dem DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) haben laut einer aktuellen Studie von Kantar Sifo im Auftrag des Zahlungsdienstleisters Nets häufiger online eingekauft als vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Jeder Vierte plant, sein in der Krise erlerntes oder adaptiertes Konsumverhalten auch danach beizubehalten. Ein Umdenken, das nicht nur Händler, sondern auch Logistikdienstleister vor neue Herausforderungen stellt und ihnen gleichzeitig große Chancen ermöglicht.
„Die Krise hat viele Unternehmen quasi dazu gezwungen, einen weiteren Schritt in Richtung Digitalisierung zu gehen. Dadurch war Corona ein Boost für die Branche und auch für uns“, sagt Georg Weiß, Mitgründer des niederösterreichischen Start-ups Logsta, das sich seit 2017 als Logistikdienstleister einen Namen gemacht hat. „Wir unterstützen E-Commerce-Unternehmen mit Logistiklösungen, bei denen es keine Fixkosten, kein Mindestvolumen und keine vertragliche Bindung gibt“, erklärt Weiß. Fokussierte man sich zu Beginn vor allem auf Start-ups, zählen mittlerweile auch internationale Konzerne zu den mehr als 950 Kunden von Logsta. Mit Standorten in Österreich, Deutschland, England, Frankreich und den USA kann man auch ein internationales Lagernetzwerk vorweisen. Besonderer Wert wurde von Beginn an auf das IT-System gelegt. Kunden können etwa über eine Web-App ihre gesamte Logistik transparent verfolgen, Transporte buchen oder eigene Versandetiketten erstellen.
Dass in digitalen Fulfillment-Lösungen, also der Lagerung, Verpackung, Versand von Waren inklusive Kundenservice, ein großes Potenzial steckt, beweist auch das steirische Start-up WeShip. „Wir sehen uns als Softwareunternehmen und Technologielieferanten, der zusätzlich den Logistik-Part übernimmt”, sagt Gründer Manuel Wagner.
Mit einer eigens entwickelten Plattform will WeShip sowohl für Konsumenten als auch für E-Commerce-Unternehmen den Versandprozess erleichtern. Anfang März konnte sich das Unternehmen ein Investment im siebenstelligen Bereich sichern. Mit dem Geld entsteht unter anderem ein Lager im Süden von Graz , in dem man täglich mehrere Tausend Pakete abwickeln kann. Damit soll der Grundstein für eine Expansion nach Deutschland und Italien gelegt werden.
In Südeuropa will auch byrd als Nächstes Fuß fassen. Nach einer Investmentrunde in Höhe von fünf Millionen Euro expandierte das Wiener Start-up erst im vergangenen Jahr nach Frankreich und in die Niederlande. Zudem ist man neben Österreich bereits in Deutschland und Großbritannien aktiv. Ursprünglich betrieb byrd eigene Logistikzentren, seit 2019 kooperiert man mit kleineren und mittelständischen Logistikunternehmen und konzentriert sich rein auf die Management-Software für Lagerhäuser.
„Daraus entstanden ist ein Netzwerk an Fulfillment-Centern. Über eine Software bekommen unsere Kunden darauf Zugang und können je nach Standort vollautomatisch und so effizient und schnell wie möglich ihre Ware verschicken”, erklärt Mitgründerin Petra Dobrocka.Zwar ist byrd bereits seit fünf Jahren am Markt, das letzte Jahr habe aber auch ihr gezeigt, wie sehr Corona Innovationen innerhalb der Branche beschleunigt hat. „Alleine in den letzten sechs bis zwölf Monaten hat sich im E-Commerce- und Fulfillment-Bereich extrem viel getan. Es entstehen immer mehr Ansätze und Lösungen.“
Andreas Terler