Mayr-Melnhof gehörte in den vergangenen Monaten zu den wenigen Unternehmen, die für besonders viele Schlagzeilen gesorgt hatten. Nach der Bekanntgabe der Großinvestition in Frohnleiten und den zwei spektakulären Übernahmen in Finnland und in Polen, die eine deutliche Verbreiterung der Produktpalette ermöglichen, liegt nun die Bilanz für 2020 vor. Und die hat einen Knick. Zwar keinen schlimmen, aber doch sichtbar: Bei einem praktisch stabilen Umsatz von 2,53 Milliarden Euro weist Europas größter Hersteller von Recyclingkarton weniger Gewinn (Jahresüberschuss) als 2019 aus. Das dürfte allerdings weniger auf echte Geschäftsrückgänge zurückzuführen sein als vielmehr auf eine Reihe von Eingriffen unter dem vor knapp einem Jahr angetretenen neuen Konzern-Chef Peter Oswald.

Immerhin 64 Millionen Euro außertourliche Belastungen wurden 2020 in die Bilanz gepackt, unter anderem auch die Kosten für den Sozialplan für die Mitarbeiter, die von der Schließung der  Kartonherstellung in Hirschwang an der Rax betroffen sind. Oswald spricht von "Einmaleffekten aus markt- und strukturbedingten Anpassungen". Das Betriebsergebnis lag bei 230 Millionen Euro, ein Rückgang von gut neun Prozent.

Die Aktionäre sollen ohnedies nichts von dem Ergebnisknick merken. Sie bekommen pro Aktie unverändert den Betrag von 3,20 Euro ausgeschüttet. In Zeiten wie diesen eine bemerkenswert hohe Dividende.

Zweijähriges Effizienzprogramm

Oswald unterzieht den gesamten Konzern mit seinen 50 Werken einem zweijährigen Effizienzprogramm. In einigen, wie im Karton-Stammwerk Frohnleiten, wo 100 Millionen Euro investiert werden, geht es um deutliche Kapazitätenausweitungen. Ziel sind bessere Kostenstrukturen. Die Investitionen, die in den Vorjahren immer bei rund 150 Millionen Euro lagen, werden deshalb massiv auf 250 bis 300 Millionen Euro ausgeweitet. Auch in der Faltschachtelproduktion gibt es eine Reihe von Erneuerungsprojekten in mehreren Ländern, wo teilweise die gesamten Maschinenparks ausgetauscht werden sollen.

Zwei Jahre soll auch die Intergration der Fabriken der finnischen Kotkamills und der polnischen Kwidzyn-Gruppe dauern. Die endgültigen Vertragsunterzeichnungen sind im Sommer zu erwarten. 

Beim Ausblick auf das Geschäft im laufenden Jahr ist Oswald extrem vorsichtig. Aktuell steigen die Rohstoffpreise auf breiter Front, vor allem beim Altpapier, das der wichtigste Rohstoff für Mayr-Melnhof ist. Zwar passt dann auch der Kartonhersteller regelmäßig seine Preise an, ist der Marktentwicklung aber immer ein Stück hinterher, sodass Oswald von einem starken Druck auf die Margen ausgeht. In der Kartonerzeugung sei es deshalb eher schwierig, das Ertragsniveau auf jenem von 2020 zu halten. Die Mengennachfrage sei sehr stabil.