Acht Monate nach Amtsantritt macht Nokia-Chef Pekka Lundmark Nägel mit Köpfen: Nach einer neuen Organisationsstruktur für den finnischen Netzwerkausrüster will der Manager nun in den kommenden zwei Jahren bis zu 10.000 der insgesamt rund 90.000 Stellen streichen. Ziel sei es, im Wettlauf um die Spitzenposition bei der 5G-Technologie genügend Geld für Investitionen in Forschung und Entwicklung zu haben, begründete Lundmark am Dienstag den Kahlschlag.

Für die Restrukturierungen will er 600 bis 700 Millionen Euro in die Hand nehmen. Dem stehen Einsparungen von 600 Millionen Euro bis Ende 2023 gegenüber. "Entscheidungen, die potenzielle Auswirkungen auf unsere Mitarbeiter haben können, werden nie leichtfertig getroffen", so Lundmark. Doch Nokia strebe in seinen vier Sparten die Technologieführerschaft an. Daher müsse der Konzern in die Produktqualität und Wettbewerbsfähigkeit investieren. Das mache Kostensenkungen unumgänglich.

Es ist nicht das erste Mal, dass Nokia Stellen abbaut. Bereits nach der Übernahme des französischen Rivalen Alcatel-Lucent vor fünf Jahren hatte der einstige Gummistiefel-Hersteller und Mobiltelefon-Pionier tausende Jobs gestrichen.

Weltweit die meisten Länder betroffen

Einem Nokia-Sprecher zufolge dürften nun von dem Stellenabbau weltweit die meisten Länder betroffen sein; ausgenommen lediglich Frankreich, wo bereits mehr als 1000 Arbeitsplätze im vergangenen Jahr wegfielen. In Deutschland sind einem anderen Sprecher zufolge wohl rund 360 von den insgesamt 2900 Mitarbeitern betroffen. Standortschließungen solle es nicht geben.

"Das Sparprogramm ist größer als erwartet, aber was interessant ist, ist, dass es nicht zu niedrigeren Ausgaben führt", kommentierte Nordea-Analyst Sami Sarkamies. "Das Unternehmen verlagert den Fokus von den allgemeinen Kosten auf Forschung und Entwicklung, was in Zukunft zu Wachstum und besseren Margen führen dürfte."

Weltweit treiben Telekomkonzerne den Aufbau der Netze für den neuen Mobilfunkstandard 5G voran, der die Grundlage für Technologien wie die virtuelle Realität und autonomes Fahren sowie für Campusnetze für die Industrie 4.0 legt. Nokia hatte Anfang Februar vor einem herausfordernden Jahr mit Gegenwind durch Marktanteilverluste und Preisverfall gewarnt. Zuletzt hatte vor allem der schwedische Konkurrent Ericsson von den Problemen des chinesischen Marktführers Huawei profitiert und Nokia bei wichtigen 5G-Aufträgen - vor allem auch in China - ausgestochen.

Lundmark, der im Sommer das Ruder bei Nokia übernommen hatte, verpasste dem Konzern eine neue Organisationsstruktur und verkleinerte in diesem Zusammenhang auch die Führungsriege. Die Finnen verabschieden sich damit auch von ihrem ganzheitlichen Ansatz und bilden erstmals vier Geschäftseinheiten. Auf dem Kapitalmarkttag am Donnerstag will Lundmark seine langfristige Strategie vorstellen wie auch die Finanzziele.