Gut gelaunt steigt die junge Frau aus dem weißen Van. Die schwarze Farbe im Gesicht ist ein Überbleibsel von dem Auftrag, den sie gerade erledigt hat. Ein Tuch schafft schnell Abhilfe. Simona Perack (32) hat nicht irgendeinen Beruf. Sie ist Servicetechnikerin für Hydraulik. Und als solche hat sie sich im Juni 2020 selbstständig gemacht – mitten in der Coronakrise.
SP Hydraulik nennt sich ihr Unternehmen, das am Gelände der Firma Aichwalder in Klagenfurt derzeit in Containern angesiedelt ist. Da allerdings lagern nur unterschiedlichste Teile und Schläuche, die für die Reparaturen benötigt werden. Und es ist gleichzeitig das Büro des jungen Unternehmens, wo Ehemann Christian Perack die Stellung hält, und für Wünsche und Anfragen der Kunden zuständig ist.
Als Werkstatt dient der Kleinbus
Die Werkstatt von Simona Perack ist ihr Kleinbus. Dort finden sich alles, was für einen Service benötigt wird. Denn repariert wird kaum vor Ort, sondern dort, wo Bagger, Radlader, Harvester, Lastwagen & Co. streiken oder einer Wartung bedürfen. Da kann es schon passieren, dass ein Arbeitsgerät mitten im Wald in einem steilen Hang zum Beispiel einen geplatzten Schlauch hat. "Meine Kunden können mich rund um die Uhr anrufen. Auch zu ungewöhnlichen Uhrzeiten", sagt Perack. Wie zur Bestätigung klingelt ihr Mobiltelefon. Ein Kunde will wissen, wann sie zu ihm ins Lavanttal kommen kann.
Perack ist mit ihrem Werkstatt-Bus in ganz Kärnten unterwegs und mittlerweile auch in Osttirol und der Südsteiermark. Ihr Arbeitstag beginnt um 6 Uhr und endet nicht selten erst um 20 Uhr. Die 32-Jährige, die eine Ausbildung zur Mechatronikerin und Anlagen- und Betriebstechnikerin absolviert hat, zählt innerhalb nur weniger Monate Betriebe wie Fundermax, Tilly, Schwing, Alpen-Maykestag, Zangl, Felbermayr oder MAN zu ihren Kunden. 120 sind es mittlerweile insgesamt, erzählt sie stolz. Ab Juni kommt ein zweiter Bus zum Einsatz und ein Mitarbeiter wird angestellt.
Ganz leicht hatte es die Mutter einer 14-jährigen Tochter in ihrer Branche als Frau nie. Auch nicht, als sie noch bei einer Klagenfurter Firma angestellt war. Und sie ist – jedenfalls kärntenweit – die einzige Frau in dem Job. Sie sei auch oft gefragt worden, wann denn jetzt der "richtige Servicetechniker" komme. "Ein älterer Herr hat sich bei uns gemeldet, weil sein Harvester kaputt war. Als ich ihm bei der Ankunft dort erklärt habe, dass ich diejenige bin, die fürs Reparieren zuständig ist, hat er im ersten Moment gemeint, dass er das nicht will. Am Ende hat er dann doch eingewilligt. Seither ist er einer meiner zufriedensten Kunden", erzählt die junge Frau schmunzelnd. "Wenn Kunden zu uns aufs Gelände kommen, reden sie oft erst mit mir, weil sie glauben, ich bin derjenige, den sie brauchen. Dann mache ich darauf aufmerksam, dass meine Frau der Chef ist", sagt Christian Perack.
Nach Unfall zurück ins Leben gekämpft
Die Selbstständigkeit hat für Simona Perack aber auch ihren Preis. Weil ihr ehemaliger Arbeitgeber sie aufgrund einer Konkurrenzklausel, nach der sie ein Jahr nach Verlassen des Unternehmens nicht hätte in dem Bereich arbeiten dürfen, geklagt hat, muss sie jetzt 10.000 Euro bezahlen. "Aber das war es mir wert. Ich genieße es, mein eigener Chef zu sein", sagt sie voller Tatendrang. Und welchen eisernen Willen sie hat, hat sich vor fünf Jahren gezeigt, als Simona Perack bei einem Arbeitseinsatz lebensgefährlich verletzt wurde und danach ein halbes Jahr im Rollstuhl verbringen musste. Sie hat sich zurück ins Leben gekämpft und ist jetzt eine erfolgreiche Unternehmerin.
Astrid Jäger