„Spalt- und Versatzmessung“ klingt zunächst einmal sperrig. Dabei soll die Technologie in der Automobilindustrie exakt für das Gegenteil, nämlich für Geschmeidigkeit, sorgen. Werden Türen oder Motorhaube exakt verbaut, können nicht nur Geräusche im Autoinneren reduziert werden. Es gehe auch um „Design und wahrgenommene Qualität“, erzählt Harald Hopfgartner, Geschäftsführer der Grazer Nextsense.

Nextsense selbst, 2018 wurde das Unternehmen vom schwedischen Milliardenkonzern Hexagon gekauft, gilt als Spezialist für die mobile Profilmessung und Oberflächeninspektion. Besonders herausfordernd gestaltet sich das in der Endmontage, wo unterschiedlichste transparente Materialien wie Glas oder Kunststoff, lackierte Oberflächen oder hochreflektierende Chromteile zum Einsatz kommen. Die für gängige Messsysteme notwendigen Reflexionen sind dort „nicht strukturiert genug“, erklärt Hopfgartner. „Man bekommt keine wiederholbaren Messungen zustande.“

Harald Hopfgartner
Harald Hopfgartner © Nextsense/Begsteiger

Geht es nach den Steirern, soll sich das ab sofort ändern. Mit einer nun neu vorgestellten Technologie garantiert Nextsense, erstmals „oberflächenunabhängige Messungen“. Die – patentierte – Idee dahinter: Das schlechte Reflexionsvermögen von transparenten und halbtransparenten Oberflächen soll neutralisiert werden. Dafür „haucht“ Nextsense diese für ein paar Millisekunden lange mit mikroskopisch kleinen Wassertropfen an. „Wir schaffen so eine Nicht-Transparenz“, erklärt Harald Hopfgartner. Diese ermöglicht es wiederum, gewohnte Messtechnik anzuwenden. „Das wird die Spalt- und Versatzmessung in der Automobilindustrie nachhaltig verändern“, zeigt man sich bei Nextsense überzeugt.

Hinter der simpel anmutenden Lösung stecke eine Menge Forschungsarbeit, erzählt Hopfgartner. Immerhin messe man je nach Standort in unterschiedlichsten Produktionsbedingungen – „von +5 bis +40 Grad“ – , zudem dürfe an Autos „kein Rückstand bleiben“.

Die technologische Innovation fällt in eine auch für Nextsense turbulente wirtschaftliche Zeit. Sowohl Automobilindustrie, wie auch Stahlproduzenten und Bahngesellschaften sind wichtige Kundschaft und von der Coronakrise schwer getroffen. Der detaillierte Blick relativiert. Bei der Bahn etwa misst Nextsense den Verschleiß während des Betriebs und ist daher nicht abhängig von der – eingebrochenen – Menge beförderter Personen. In der Stahlindustrie wiederum sei man in einer „Nische“ zuhause und profitiere von steigenden Qualitätsanforderungen. In Summe, so Hopfgartner, wolle man daher den Umsatz des Vorjahres halten.