In den vergangenen Jahren sind Kärntens Exporte stetig nach oben gegangen. Und auch beim Export-Überschuss stand damit ein deutliches Plus zum jeweiligen Vorjahr. In der Regel lag er bei mehr als einer Milliarde Euro. 2019 gab es hier erstmals seit langem einen deutlichen Knick. Der Rückgang bei den Exporten liegt bei acht Prozent. Und daraus resultierend beträgt der Außenhandelsbilanz-Überschuss 644 Millionen Euro - das sind um 39,8 Prozent weniger, als im Jahr 2018. "Es ist aber trotzdem der dritthöchste Wert, der mit Ausfuhren in Kärnten jemals erzielt wurde", sagt Meinrad Höfferer, Leiter der Abteilung Außenwirtschaft der Wirtschaftskammer Kärnten. Waren im Wert von 6,8 Milliarden Euro wurden importiert, Waren im Wert von 7,4 Milliarden Euro exportiert.

Dass der Überschuss deutlich geringer ausgefallen ist, ist hauptsächlich auf den US-Markt zurückzuführen. 2019 wurden Waren im Wert von 256 Millionen Euro in die USA geliefert. Das entspricht einem Minus von 71,5 Prozent gegenüber 2018 und lässt die USA von Platz drei der Top-Export-Länder auf Platz sechs rutschen. Ins Gewicht gefallen sei hier vor allem der Großauftrag einer Kärntner Firma im Bereich elektrische Maschinen und Apparate, der 2018 ausgelaufen sei, so Höfferer. Aber auch bei den Ausfuhren nach China wurde 2019 ein Minus von 15,2 Prozent verzeichnet.

Slowenien auf Platz 3

Aufgefangen wurden Kärntens Exporte 2019 durch die stabile Entwicklung in den Hauptexportländern Deutschland (-1,6 Prozent) und Italien (+0.2 Prozent). Einen enormen Exportzuwachs weist Polen mit 21,1 Prozent auf. Und Slowenien schaffte mit einem Plus von 4,6 Prozent den Sprung in die Top-3-Exportländer.

Meinrad Höfferer (Leiter der Abteilung Außenwirtschaft der WK Kärnten), WK-Präsident Jürgen Mandl und Wirtschaftsreferent Sebastian Schuschnig kündigen eine Exportoffensive an
Meinrad Höfferer (Leiter der Abteilung Außenwirtschaft der WK Kärnten), WK-Präsident Jürgen Mandl und Wirtschaftsreferent Sebastian Schuschnig kündigen eine Exportoffensive an © WKK/Studiohorst

Die Abhängigkeit von einigen großen Abnehmerländern wie den USA oder China zeigt, so Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl, dass es bei den Exportmärkten dringend eine Diversifikation geben müsse. Die Anzahl der Länder, in welche exportiert werde, müsse deutlich erhöht werden.

"Bedeutung von Europa"

"Und man sieht jetzt in der Coronakrise auch, welche Bedeutung Europa mit seinen funktionierenden Systemen hat", sagt Mandl. Das Risiko müsse künftig besser verteilt werden. Denn aktuell stelle sich für viele Kärntner Unternehmen die Frage, in welche Länder überhaupt geliefert kann. Drei Viertel der Betriebe würden auch weiterhin mit einem schwierigen Jahr im Export rechnen, nur acht bis neun Prozent von steigenden Umsätzen ausgehen. Profitieren würde derzeit vor allem die Pharmabranche.

Neue Strategie und Kleingruppen

Um das Export-Minus in der Coronakrise ein wenig abzufedern, starten Wirtschaftskammer und Land Kärnten jetzt die Exportoffensive 2020. "Es gehe unter anderem darum, die Mobilität der Marktanteile zu nutzen. Wir wollen möglichst schnell wieder auf das Niveau der Vorjahre kommen", so Wirtschaftsreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP). In Kooperation mit der Alpen-Adria-Universität und der FH Kärnten soll dementsprechend eine "Kärntner Außenhandelsstrategie" ausgearbeitet werden. Und Wirtschaftsmission sollen künftig gezielter stattfinden, indem kleinere Fokusgruppen insbesondere Nachbarschaftsmärkte besuchen.