Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) hat am Freitag das Grazer Traditionskaufhaus Kastner & Öhler besucht und am ersten Tag der Wiederöffnung der Gastronomie betont: "Es ist wichtig, dass die Handelsströme und der Konsum wieder funktionieren." Kaufhaus-Chef Martin Wäg blickte auf 26 Millionen Euro nicht gemachten Umsatz zurück, dankte aber Online-Einkäufern: "Der Aufruf hat gefruchtet."

Wäg hatte Ende März einen öffentlichen Aufruf gemacht und dabei um die Liquidität des Kaufhauses - das Haupthaus befindet sich in der Grazer Innenstadt - gebangt. Er forderte damals rasche Hilfe der Bundesregierung. Nun folgte Schramböck seiner Einladung zum Betriebsbesuch. Bei einer Pressekonferenz im recht gut besuchten Cafe Freiblick im sechsten Stock des Kaufhauses - mit exquisitem Blick über die Altstadtdächer und auf den Schloßberg - zeigte sich die Ministerin zuversichtlich, "dass sich die Österreicherinnen und Österreicher an die Vorgaben in der Gastronomie halten werden und der Aufschwung kommt". Österreich bewege sich "Schritt für Schritt" aus der weltweiten Krise heraus.

Online-Shop machte sich bezahlt

Wäg nutzte den Termin, um seine Sorgen darzulegen: "Wir werden heuer einen riesigen Verlust machen und es wird ein großer Liquiditäts-Gap." Die Umsatzzahlen seit der Öffnung des Handels am 2. Mai seien vorerst "überraschend gut". Sport habe sich besser entwickelt als Mode. Der vor sechs Jahren gestartet Online-Shop habe sich bezahlt gemacht: "Wir haben den mehr als vierfachen Umsatz als geplant gemacht und waren fast überfordert", gestand er gewisse Lieferprobleme rund um Ostern ein. Der April sei der "mit Abstand beste Monat im Online-Bereich" gewesen. Da sollen nun auch Arbeitsplätze ausgebaut werden. Dennoch habe der Online-Handel nur zehn Prozent des Umsatzes aufgefangen.

Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) unterstrich die nun wieder herrschende "Symbiose" aus Handel und Gastronomie, auf die alle gewartet hätten. Der Shutdown habe in seinen Augen gezeigt: "Die Wirtschaft ist und bleibt die Lebensader, die nicht versiegen darf." Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk sieht das genauso: "Gastronomie, Handel und Gewerbe sind kommunizierende Gefäße."

"Paradebeispiel einer Innovationsschmiede“

Schramböck besuchte bei ihrem "Graz-Tag" auch das Schumpeter Labor für Innovation an der Technischen Universität Graz. Unter der Leitung von Christian Ramsauer sorgte dieses Labor zu Beginn der Corona-Krise über die Landesgrenzen hinaus für Aufsehen: Man entwickelte und fertigte 3D-gedruckte Gesichtsschilde für die steirische Krankenanstaltengesellschaft (Kages). Ramsauer nützte seine Kontakte in die Industrie und das Innovations-Know-how seines Institutes, um ein österreichweites Netzwerk zu spannen, das sich um heimische Lösungen und Produktentwicklungen zur Bewältigung der Corona-Krise bemüht. 

Bundesministerin Margarete Schramböck (Mitte) zu Besuch im Schumpeter Labor für Innovation an der TU Graz bei Institutsleiter Christian Ramsauer (rechts) und TU Graz-Rektor Harald Kainz (links)
Bundesministerin Margarete Schramböck (Mitte) zu Besuch im Schumpeter Labor für Innovation an der TU Graz bei Institutsleiter Christian Ramsauer (rechts) und TU Graz-Rektor Harald Kainz (links) © (c) Photoreport Helmut Lunghammer (HELMUT LUNGHAMMER Photoreport Helmut Lunghammer)

Von Schramböck gab es viel Anerkennung für diese Bemühungen: „Das Schumpeter Labor für Innovation ist eine Innovationsbrutstätte, in dem es vor Ideen nur so sprüht." Ramsauer und sein Team "haben in den vergangenen Wochen vollen Einsatz und Engagement gezeigt, um schnellstmöglich eine Produktion ‚Made in Austria‘ hochzuziehen".

Ramsauer initiierte eine "COVID Task Force Industrie", die neben den 3D-gedruckten Face Shields (die nun die Firma Payer Medical in Serie produziert werden) hat zahlreiche weitere Ergebnisse gebracht: eine Desinfektionsstraße zur Wiederaufbereitung von Schutzkleidung von  Ortner Group, Christof Group, Saubermacher und VTU sowie ein Notfalls-Beatmungsgerät der Firma Hage Sondermaschinenbau aus Obdach.

„Das Schumpeter Labor für Innovation ist für unterschiedliche Industriebranchen erste Anlaufstelle für die interdisziplinäre Produktentwicklung in einer frühen Phase", betont Ramsauer. "Dabei binden wir die Maker-Community ganz gezielt mit ein in die bereits etablierte Kooperation von Industrie und universitärer Forschung." Dies ermögliche "neue Ansätze, innovative Ideen und die rasche Produkteinführung – entscheidende Faktoren, nicht nur in Zeiten der Krise", so Ramsauer.

Harald Kainz, Rektor der TU Graz, ergänzt: „Innovationsforschung sowie eine praxisnahe und interdisziplinäre Ausbildung am Puls der Zeit sind gerade für künftiger Fach- oder Führungskräfte, aber auch für Jungforscherinnen und -forscher essentiell. Dieser Zugang hat an der TU Graz Tradition.“