Die Sorge wegen des Coronavirus setzt die florierende italienische Kreuzfahrtindustrie unter Druck. Die in Genua ansässige Reederei Costa Crociere hat alle Kreuzfahren in Asien bis Ende Februar abgesagt. Allen Passagiere wird das Geld für die gebuchte Reise zurückerstattet, berichtete die Reederei.
Vier Costa-Schiffe befinden sich im asiatischen Raum, sie liegen in Japan und Südkorea vor Anker und warten auf die Entwicklungen in Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie. An Bord befindet sich die Crew aus bis zu 1.000 Personen pro Schiff, die weiterhin im Einsatz bleibt, weil die Motoren aktiv gehalten werden müssen. Das Personal werde weiterhin bezahlt, verlautete aus dem Costa-Hauptquartier in Genua.
Die Kreuzfahrtindustrie hat ihre Vorsorgemaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus verschärft. Keine Passagiere oder Besatzungsmitglieder dürfen mehr an Bord eines Kreuzfahrtschiffs gehen, die 14 Tage vor der Einschiffung aus oder über China gereist sind oder über Flughäfen in dieser Region im Transit, einschließlich Hongkong und Macao, teilte der internationale Kreuzfahrt-Verband CLIA am Freitag in Hamburg mit. Zudem werde allen Personen die Beförderung verweigert, die möglicherweise Kontakt mit einer infizierten Person hatten und es würden im Bedarfsfall Gesundheitschecks vor der Einschiffung vorgenommen.
Die italienische Kreuzfahrtindustrie hatte zu Jahresbeginn bis Ende 2020 mit einem Rekordhoch von 13 Millionen Passagieren gerechnet, was einem Plus von 6,2 Prozent gegenüber 2019 entsprechen würde. Wegen der ungewissen Aussichten infolge der Coronavirus-Epidemie scheint es durchaus unwahrscheinlich, dass 2020 ein neues Rekordjahr für die Kreuzfahrtbranche sein wird.
39 Kreuzfahrthäfen zählt Italien. Jener mit den meisten Passagiere ist der Hafen von Civitavecchia nördlich von Rom mit circa 2,5 Millionen Passagieren pro Jahr, gefolgt von Venedig mit 1,5 Millionen Passagieren. Beliebte Kreuzfahrthöfen sind auch Neapel und Genua. Branchenriese ist Costa Crociere, der in Europa einen Umsatz von 12,6 Milliarden Euro generiert, davon 3,5 Milliarden in Italien. Weltweit beschäftigt die Reederei 63.000 Personen, darunter 17.000 in der italienischen Heimat.