In der Eurozone ist die Debatte um eine Abschaffung der kleinsten Cent-Münzen wieder entbrannt. Vor allem der deutsche Finanzminister Olaf Scholz hält wenig von der Idee, kleine Cent-Münzen aus dem Verkehr zu nehmen. Allerdings rudert die EU-Kommission auch selbst schon zurück.

"Ich bin nicht davon überzeugt, dass es richtig ist, dass wir jetzt unsere kleinen Cent-Münzen abschaffen", sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Berlin. Er glaube, "dass es immer möglich sein muss, dass man sein Geld vernünftig ausgeben kann, und dass, wenn es kleine Preise gibt, man auch mit kleinen Geldmünzen bezahlen können soll."

Auch Österreichs Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) hat sich am Mittwoch tendenziell ablehnend gegenüber einer etwaigen Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen gezeigt. Freilich werde man aber die dahingehenden Vorschläge der EU-Kommission prüfen, so der Politiker gegenüber der APA.

Ein Vorstoß zur Abschaffung der kleinen roten Münzen könnte aus Brüssel kommen, die EU-Kommission erwägt dies. Bei Barzahlung müsste dann auf- oder abgerundet werden. In einigen EU-Staaten wird das schon gemacht. Scholz sagte aber auch, er habe Zweifel, dass der Vorschlag die EU-Staaten tatsächlich erreichen werde - und könnte Recht behalten. Jedenfalls will die EU-Kommission die Folgen zunächst genau prüfen.

Noch sei nichts entschieden, sagte Kommissionsvize Maros Sefcovic heute in Brüssel. Wichtig seien vor allem einheitliche Regeln für das Runden bei krummen Preisen im Einzelhandel.

In einem wenige Tage alten Entwurf für ihr Arbeitsprogramm hatte die Kommission noch geschrieben, Ziel geplanter neuer Rundungsregeln sei "die Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen". In der am Mittwoch veröffentlichten Endfassung ist nur noch die Rede von einer "Evaluation der Nutzung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen" mit der "Möglichkeit, gemeinsame Rundungsregeln einzuführen".

Denn die Idee hatte Kritik ausgelöst, nicht nur beim deutschen Finanzminister. Beim CSU-Europaabgeordneten Markus Ferber ließ der Kommissionsvorstoß "alle Alarmglocken schrillen", wie er sagte: "Es darf hier keinesfalls der Einstieg in den Bargeldausstieg vorbereitet werden." Bundesbank-Vorstandsmitglied Johannes Beermann sagte der "Bild"-Zeitung: "Solange der Einzelhandel Preise macht, die zum Beispiel auf 99 oder 98 Cent enden, sollte man das Kleinstgeld behalten." Es gebe "genug Menschen, die auf jeden Cent achten müssen".

36 Milliarden 1-Cent-Stück

Insgesamt sind mehr als 36 Milliarden 1-Cent-Stücke und gut 28 Milliarden 2-Cent-Münzen in Umlauf, also viel mehr, als sich in den Geldbörsen der Menschen oder in den Kassen der Geschäfte befinden. "Die Menschen bringen die Centstücke vom Einkaufen zurück und dann verschwinden sie in Gurkengläsern. Das ist ein Verhalten, das wir seit vielen Jahre beobachten."

Die Abschaffung der beiden Cent-Münzen sei "kein Einstieg in den Ausstieg vom Bargeld", wurde betont. "Wir sehen, dass der Umlauf von Bargeld nach wie vor steigt. 2019 haben wir um fünf Prozent mehr Bargeld gebraucht und ausgegeben. Das ist nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass die bargeldlose Gesellschaft bald um die Ecke ist."