Den Sparern winken kaum 0,1 Prozent Zinsen. Hätten sie vor einem Jahr auf Gold oder Silber gesetzt, wären sie heute um 20 oder 17 Prozent reichen. Werden Sie zum Weltspartag zum Umstieg raten?

GEORG MESSNER: Ja. Es ist Zeit, dass sich die Sparer für Wertpapierinvestitionen öffnen. Es geht um Kaufkrafterhalt. Bei den jetzigen Zinsen und einer Inflation von ein bis zwei Prozent verlieren Sparer jedes Jahr.

Selbst im Kaokaohandel hätte man 14 Prozent gewonnen, nur mit Lebendrindern auch verloren.

MESSNER: Aber mit einem DAX-Aktienfonds, mit einer Investition in den deutschen Aktienmarkt, hätte man im heurigen Jahr 21 Prozent plus gemacht. Es geht bei Aktieninvestments aber nicht um Jahresbetrachtung, sondern um langfristige Veranlagung, da kann man schon Wertsteigerungen von fünf bis sechs Prozent im Jahr erwarten.

Trotzdem liegen von 700 Milliarden Euro Finanzvermögen der Österreicher rund 40 Prozent auf Sparbüchern – ein gleich hoher Prozentsatz wie vor 20 Jahren.

MESSNER: Das spüren auch wir. Seit 2015 haben wir jährliche Steigerungen der Einlagen von fünf bis zehn Prozent. Das Einlagenvolumen bei der Raiffeisen Landesbank und den 26 Raiffeisenbanken in Kärnten beträgt 5,6 Milliarden Euro, davon 3,9 Milliarden Spareinlagen, der andere Teil Sichteinlagen. Bundesweit liegt immer mehr Geld auf täglich fälligen Gehaltskonten.

EZB-Chef Mario Draghi hat zu seinem Abschied am Donnerstag den Niedrigzinskurs auf Dauer bekräftigt. Wann werden die Banken von Sparkunden für Bareinlagen Negativzinsen verlangen?

MESSNER: Vom Gesetz her dürfen wir für Spareinlagen im Kundenbestand keine Negativzinsen verlangen. Aber auf dem Markt zeichnet sich die Tendenz ab, dass von Großkunden Negativzinsen verlangt werden. Auch wir schließen das nicht aus, dass wir in den nächsten Monaten in diese Richtung gehen. Es wird aber ganz wenige Prozent unserer Kunden betreffen.

Ab wie viel ist man Großkunde?

MESSNER: Davon reden wir ab mehreren Hunderttausend Euro. Firmengroßkunden, Institutionen und ganz große Privatkunden.

Das braucht aber natürlich eine Gesetzesänderung?

MESSNER: Das geht auch per neuer Vereinbarung mit diesen Kunden. Das kann allerdings die Bank nicht einseitig umstellen.

Großkunden bekommen von der Bank die Aufforderung, das Geld anders zu veranlagen oder Negativzinsen zu akzeptieren?

MESSNER: Wir reden hier nicht von Negativzinsen, sondern von sogenannten "Verwahrentgelten".

Wie viel Prozent betragen die?

MESSNER: In der Höhe der EZB-Negativzinsen für Einlagen von Banken, also 0,5 Prozent. Das betrifft aber höchstens fünf Prozent unserer Kunden. Natürlich werden wir ihnen Alternativen anbieten. So wie wir allen Sparkunden Alternativen zum Sparbuch anbieten, um Kaufkraftverlust zu vermeiden und langfristig an Wertsteigerung auf Aktienmärkten zu profitieren.

Da rücken nun grüne Wertpapiere in den Fokus, Green Bonds. Was bietet Raiffeisen dazu an?

MESSNER: Immer mehr Unternehmen beschäftigen sich mit Nachhaltigkeit und auch die Kunden wollen nachhaltig veranlagen. Auch wir bei Raiffeisen haben bereits acht Fonds, die nach Nachhaltigkeitskriterien investieren mit strenger Auswahl.

Mit unterschiedlichen Renditen von null bis zehn Prozent im Vorjahr. Wie weiß der Kunde, was in welchem grünen Fond steckt?

MESSNER: Die Rendite von Nachhaltigkeitsfonds ist mit der Rendite von herkömmlichen Fonds vergleichbar. Anleger haben mehrfache Sicherheit, vom Veranlagungsprozess her der Auswahl der Unternehmen, sowie durch externe Zertifizierungen.

Denken Sie auch daran, Green Bonds für konkrete Öko-Projekte etwa in Kärnten aufzulegen?

MESSNER: Als Raiffeisen Landesbank Kärnten denken wir daran nicht, aber unsere Raiffesien Bank International hat gerade eine 700-Millionen-Euro Klimaschutz-Anleihe aufgelegt. Wir bieten einen Klimafonds an, in dem ausschließlich Green Bonds enthalten sind.

Österreich will 2020 eine grüne Bundesanleihe auflegen.

MESSNER: Ich begrüße es, wenn der Bund in Klimaschutz investiert.

Der Staat hat durch die Niedrigzinsen Milliardenvorteil zu Lasten der Sparer. Würden Sie von Enteignung der Sparer sprechen?

MESSNER: Nein, aber wohl von Wertverlust für die Sparer.

Ist es gesund, dass Bundesanleihen negative Renditen haben?

MESSNER: Das ist überhaupt nicht gesund. Die EZB hält die Rendite dieser Anleihen künstlich sehr tief.

Sogar eine 100-jährige Bundesanleihe wurde aufgelegt.

MESSNER: Undenkbar vorherzusehen, was in 100 Jahren sein wird.