Die Konjunkturdynamik hat in Österreich an Fahrt verloren - deshalb sank das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal auf 0,3 Prozent, bestätigte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Mittwoch das schwächste Quartalswachstum seit Anfang 2015.

Im ersten Vierteljahr betrug der Anstieg 0,5 Prozent, im vierten Quartal 0,6 Prozent, beides nun ein Zehntelprozentpunkt mehr als in der Schnellschätzung angenommen.

Privater Konsum kräftig

Der private Konsum war im Zeitraum April bis Juni abermals kräftig, während sowohl die Investitionen als auch die Außenwirtschaft an Fahrt verloren, erklärte das Institut in einer Aussendung. Ebenso habe sich die Industriekonjunktur abgeschwächt.

Im Jahresabstand lag das BIP im zweiten Quartal um 1,5 Prozent höher - bei der Schnellschätzung Ende Juli ging das Wifo noch von 1,7 Prozent Anstieg aus. Dagegen wurde der Jahreszuwachs des ersten Quartals von 1,5 auf 2,0 Prozent nach oben revidiert.

Auf Basis der neuen Jahreswerte war der Konjunkturverlauf in den vergangenen drei Jahren "nun deutlich flacher", betonte das Wifo am Mittwoch zu den neuen VGR-Daten.

Die Investitionskonjunktur flachte sich langsam ab. Die Bruttoanlageinvestitionen (Ausrüstungen, Bauten und sonstige Anlagen) stiegen binnen Quartalsfrist um 0,5 Prozent (nach noch +1,0 Prozent im ersten Quartal). Die Bauinvestitionen expandierten weiterhin robust mit 0,6 Prozent, die Ausrüstungsinvestitionen legten dagegen nur noch um 0,4 Prozent zu.

Mit der Abkühlung der internationalen Konjunktur verlor laut Wifo auch der heimische Außenhandel an Fahrt.

Ebenso flachte sich die Industriekonjunktur ab: Die Wertschöpfung in der Sachgütererzeugung stieg im zweiten Quartal um 0,3 Prozent, nach +1,0 Prozent im ersten Quartal und 2018 durchschnittlich +0,8 Prozent. Am Bau verlief die Konjunktur weiterhin robust, wenngleich sich auch hier die hohen Zuwachsraten der Wertschöpfung aus 2018 aktuell reduzierten (zweites Quartal 0,3 Prozent).

Weniger Wachstum auch 2018

Österreichs Wirtschaft ist im Vorjahr weniger stark gewachsen als bisher angenommen. Laut Berechnungen der Statistik Austria stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2018 real lediglich um 2,4 Prozent - und nicht wie bisher von den Experten von Wifo und IHS bis zuletzt geschätzt um 2,7 Prozent.

Stärkeres Plus als andere

2018 übertraf Österreichs Wachstum laut Statistik Austria jenes der EU-28 (+2,0 Prozent) und auch die Wachstumsraten der wichtigsten EU-Handelspartner Deutschland (+1,5 Prozent) und Italien (+0,9 Prozent).

Zu laufenden Preisen lag das heimische BIP 2018 bei rund 385,7 Milliarden Euro (+4,2 Prozent) oder 43.640 Euro pro Einwohner.

Auch für 2017 hatte die Statistik Austria - genau vor einem Jahr - das Wachstum herabsetzen müssen, von davor von Experten geschätzten 3,0 auf 2,6 Prozent.