Nach der Reform der Privatkonkurse gab es in Österreich 2018 ein wahres Rekordjahr. Österreichweit ging in den ersten sechs Monaten 2019 die Zahl der Privatpleiten wieder leicht zurück. Nicht so in der Steiermark. Hier errechnen die Kreditschützer des AKV ein Plus von 6,31 Prozent. Das Bundesland steuert auf ein weiteres Rekordjahr zu.

Wöchentlich melden im Schnitt 21 Personen Privatinsolvenz an. Viele der Betroffenen sind ehemalige Unternehmer mit sehr hohen Schulden. Deshalb ist auch die Durchschnittsverschuldung auf 178.700 Euro gestiegen. Der Ansturm lasse keinesfalls nach, eher das Gegenteil, berichtet Franz Blantz, Leiter des AKV in Graz.

Erklären kann er sich den Anstieg der Privatpleiten allerdings auch nicht ganz. Doch was auffällt: "Vor allem Ex-Unternehmen wenden sich öfter an Anwälte, um einen Antrag einzubringen." Zuvor hat vor allem die Schuldnerberatung diesen Schritt übernommen.

Ein weiterer Grund könnte die kurze Verfahrensdauer in der Steiermark sein. "Es gibt kein Bundesland, in dem die Zusammenarbeit zwischen Schuldnerberatung, Kreditschützern und den Gerichten so gut klappt, wie in der Steiermark." Auch in den Bundesländern Kärnten und Salzburg gebe es ein gutes Einvernehmen und auch dort steigt die Zahl der Privatinsolvenzen.

Weniger Firmenpleiten

Ein ganz anders Bild gibt es bei den Firmeninsolvenzen. Sie sind um mehr als 15 Prozent zurückgegangen. "Vor allem am Landesgericht Leoben gibt es weniger Anträge." Allerdings hat die Steiermark gleich fünf der zehn größten Insolvenzen Österreichs. Das sind SFL technologies (88,7 Mio. Euro), SFL Holding (33,3 Mio. Euro), die Borckenstein Gruppe (21,3 Mio. Euro), Charles Vögele Austria (21 Mio. Euro) und die Isobasalt (13,8 Mio. Euro).

Die Gesamtpassiva haben sich dementsprechend von 119,6 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2018 auf 239,6 Millionen Euro erhöht. Vor allem SFL und Vögele seien sehr bitter, sagt Blantz, da es sich um gescheiterte Sanierungsverfahren handelt.