Die Angst vor Hindernissen im Geschäft mit dem chinesischen Netzwerkausrüster und Handy-Hersteller Huawei belastet die Aktien von Chip-Lieferanten wie Infineon, ams AG und STMicroelectronics. Infineon-Papiere gaben fünf Prozent nach, der bayerische Halbleiter-Konzern sieht seine Beziehungen mit Huawei durch die von den USA verhängten Exportbeschränkungen aber kaum beeinträchtigt.
Ein Sprecher wies einen Bericht der japanischen Wirtschaftszeitung "Nikkei" am Montag über eine vorläufige Einstellung der Lieferungen an Huawei zurück. Der allergrößte Teil der Produkte, die Huawei von Infineon beziehe, sei nicht von Sanktionen betroffen. Nur Produkte mit Ursprung in den USA dürften nicht mehr ohne weiteres an die Chinesen geliefert werden.
Keine Android-Updates
Die USA haben die Chinesen im Handelskrieg mit dem Land auf eine Schwarze Liste gesetzt, die es amerikanischen Firmen schwer macht, mit den Chinesen weiter Geschäftsbeziehungen zu pflegen. Das Handelsministerium hatte aber betont, bestehende Netzwerke sollten dadurch nicht unterbrochen werden. Der US-Internetriese Google hat als Reaktion auf die Beschränkungen die technische Unterstützung für sein Smartphone-Betriebssystem Android bei Huawei unterbrochen, wie ein Firmeninsider der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Google erklärte, man werde sich der Anweisung beugen und die Konsequenzen prüfen.
Ein Insider sagte, Nutzer von Huawei-Smartphones bekämen damit keine Android-Updates mehr. Künftige Handy-Modelle könnten auch nicht mehr auf beliebte Apps wie den Musik- und Filmdienst Google Play Store, YouTube, den Browser Google Chrome und das E-Mail-Programm Gmail zugreifen. "Huawei hat damit nur noch Zugang zur frei verfügbaren Android-Version (Open Source)", sagte er. Huawei versuchte, die Sorgen der Kunden zu zerstreuen: Man werde auch weiterhin Sicherheitsupdates und Dienstleistungen für das Google-Betriebssystem bereitstellen. "Wir haben einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung und zum Wachstum von Android auf der ganzen Welt geleistet", sagte ein Sprecher. Huawei arbeitet seit Jahren an einer eigenen Technologie, um nicht auf Android angewiesen zu sein.
Nach einem Bericht der Agentur "Bloomberg" haben die US-Chipkonzerne Intel, Qualcomm, Xilinx und Broadcom intern erklärt, dass sie mit Huawei zunächst keine Geschäfte mehr machen wollten.
Aktien geben nach
Die Verunsicherung unter den Chip-Lieferanten breitete sich zu Wochenbeginn auch an der Börse aus. Die Aktien der österreichischen ams brachen um zehn Prozent ein, die der französischen STMicroelectronics um sieben Prozent. STMicro wollte sich nicht zu dem Nikkei-Bericht äußern, laut dem man dort in dieser Woche über Konsequenzen aus der Schwarzen Liste beraten wolle.
Die Sanktionen betreffen zwar im Grundsatz nur Unternehmen aus den USA. Juristen glaubten aber, dass sie auch dann gelten, wenn in Chips aus europäischer Produktion Technik aus den USA verbaut sei, berichtete Nikkei. Das deutsche Wirtschaftsministerium prüft laut einer Sprecherin, wie sich die Maßnahmen gegen Huawei auf deutsche Firmen auswirken. Die Deutsche Telekom, die von Huawei unter anderem Netzwerkausrüstung bezieht, bekräftigte am Montag: "Wir bewerten derzeit unsere Beschaffungsstrategie neu."
Analysten sagten, selbst wenn die europäischen Chipkonzerne von den Sanktionen nicht direkt betroffen seien, träfen sie die Hürden, die die USA Huawei in den Weg stellten. "Man kann davon ausgehen, dass ihr Geschäft mit Huawei ziemlich schwach sein wird, wenn die US-Regierung ihre Meinung nicht ändert", sagte Janardan Menon von Liberum. Das könnte auch die Hoffnung der Halbleiter-Hersteller auf eine Erholung des Geschäfts in der zweiten Jahreshälfte zunichte machen.