Die Verlangsamung der globalen Konjunktur bremst die heimische Wirtschaft: Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer rechnet heuer nur mehr mit einem Wachstum von 1,4 Prozent statt wie im März noch mit 1,5 Prozent. Grund dafür seien vor allem globale Unsicherheiten. Die Regierungskrise samt Neuwahl habe hingegen keine Auswirkungen, sagte er am Montag bei einer Pressekonferenz.
Die für Unternehmen geplanten Steuerentlastungen hätte es heuer sowieso nicht mehr gegeben. Bruckbauer rechnet zudem damit, dass sich an der Wirtschaftspolitik nach den Neuwahlen nicht viel ändern wird. Er zieht auch Bilanz über die kurze Koalition: Aus rein ökonomischer Sicht habe man nicht viel falsch machen können, sagte er. Der Großteil der wirtschaftlichen Entwicklung war vom Ausland getragen. Positiv sei die Entlastung der Familien und kleinen Einkommen, die etwa die OECD schon seit längerem gefordert habe, plus die Budgetsanierung, "die man übernommen hat".
EU-Wahl entscheidend
Deutlich stärkere Auswirkungen auf die Wirtschaft werde das Ergebnis der am Sonntag stattfindenden Europawahl haben. Hier erwartet der Ökonom "konstruktive Kräfte", die am Projekt Europa weiterarbeiten werden.
Viel Unsicherheit bereiten die USA mit den drohenden Zollerhöhungen sowie der noch immer ungeklärte Brexit. Da zaudere die europäische Industrie mit Investitionen. "Das wird Wachstum kosten", so Bruckbauer. Eine Rezession würden diese beiden Faktoren nicht verursachen können, jedoch werde es in den USA 2020 eine Rezession geben, was sich negativ auf Europa auswirken werde.
In Österreich soll sich das Wachstum 2019, getrieben von der Inlandsnachfrage, auf 1,4 Prozent verlangsamen. 2020 wird mit einem BIP-Plus von 1,3 Prozent gerechnet. Krise sei damit keine in Sicht.
Industrie-Länder stärker betroffen
Die stärkste Abkühlung werde es heuer in den industrieorientierten Regionen geben. Bundesländer mit hohem Dienstleistungsanteil hätten hingegen bessere Karten. Das war im Vorjahr noch anders: Zwar haben alle Bundesländer 2018 ein Wachstum von über zwei Prozent verzeichnet, Industrieregionen mit hohem Exportanteil hatten aber deutlich stärkeren Rückenwind. "Die österreichische Industrie verzeichnete im Vorjahr mit einem Wertschöpfungsanstieg von 4,7 Prozent ein ähnlich starkes Wachstum wie 2017", sagte Bank-Austria-Ökonom Robert Schwarz.
"Das stärkste Wachstum verzeichnete die Steiermark mit 3,4 Prozent gefolgt von Kärnten mit 3,2 Prozent", so Bruckbauer. Oberösterreich und Niederösterreich verbuchten laut Bank Austria im Vorjahr ein Plus von 3,1 Prozent beim Bruttoregionalprodukt, während die Vorarlberger Wirtschaft um 2,8 Prozent zulegte. Tourismus und Handel florierten in Salzburg und Tirol, die ebenfalls ein Wachstum von 2,8 Prozent verzeichneten. Im Burgenland gab es ein Plus von 2,1 Prozent, in Wien wurde ein Wachstum von 2 Prozent erreicht.
Vor allem die Nettoexporte trugen kräftig zum Wirtschaftswachstum bei, so die Bank Austria. Auch der private Konsum habe 2018 deutlich zugelegt, "dank hohem Beschäftigungswachstum und gestiegener Lohndynamik".
Die Arbeitslosenquote sank im Vorjahr von 8,5 auf 7,7 Prozent, das sei der stärkste Rückgang seit 2000. Die niedrigste Arbeitslosenquote gab es in Tirol mit 4,9 Prozent, am höchsten war sie trotz deutlichem Rückgang in Wien mit 12,3 Prozent. Für 2019 und 2020 wird ein Rückgang auf 7,3 Prozent prognostiziert.