Es war ein Paukenschlag, der im Jahr 2013 aus Oxford ertönte. An der renommierten britischen Universität war eine – bis heute umstrittene – Studie veröffentlicht worden, die für die USA prognostizierte, dass binnen 20 Jahren jeder zweite US-Job von Automatisierung, Mechanisierung oder Digitalisierung bedroht sei. Diese Studie war Grundlage für zahlreiche weitere Prognosen, schnell verfestigte sich der Tenor, dass die Digitalisierung zum „Job-Killer“ schlechthin werden könnte.
Im Frühjahr 2017 wurde vom IHS die erste Erhebung für Österreich präsentiert. Tenor: Die fortschreitende Digitalisierung der Wirtschaft und Arbeitswelt gefährde hierzulande mittelfristig rund neun Prozent der Arbeitsplätze. Besonders betroffen seien angelernte Hilfsarbeitskräfte. Fazit von IHS-Chef Martin Kocher: „Die Auswirkungen seien weniger dramatisch als kolportiert.“ Denn „per saldo könnte es sogar positive Effekte auf den Arbeitsmarkt geben“.
"Zahlreiche" Möglichkeiten für neue Jobs
Brandaktuell ist nun der Beschäftigungsausblick der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), in dem ebenfalls vor Panikmache gewarnt wird. Das Ergebnis: In den kommenden 15 bis 20 Jahren seien 14 Prozent der Arbeitsplätze im OECD-Raum stark von Automatisierung bedroht – und damit „deutlich weniger“ als in einigen Studien dargelegt.
Mit „massiver technologischer Arbeitslosigkeit“ sei kaum zu rechnen. Dem OECD-Beschäftigungsausblick zufolge entstünden „vielmehr zahlreiche Möglichkeiten, neue Jobs zu schaffen“. Klar sei aber auch: „Der Übergang wird nicht einfach sein.“ Vorgelegt wurde auch eine eigene Auswertung für Österreich, hier heißt es: „Etwa jeder sechste Arbeitsplatz ist von Automatisierung bedroht, und weitere drei von zehn Jobs dürften sich deutlich verändern.“ Auch hierzulande gilt: Je geringer die Qualifikation, desto höher das Risiko, so die Experten der OECD.
In der Steiermark gibt es das Bekenntnis von Sozialpartnerschaft und Politik, „das Land zur Gewinnerregion der Digitalisierung zu machen“. Das Potenzial sei jedenfalls da, betont der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Knill. „Technologischer Wandel hat in der Vergangenheit stets Gewinner und Verlierer hervorgerufen.“ Positiv stimme ihn der Umstand, dass die steirischen Industriebetriebe massiv in die Digitalisierung investieren. Im Vorjahr wurde mit 3,6 Milliarden Euro so viel wie noch nie in neue Anlagen investiert. In 42 Prozent der Fälle seien „Entwicklungen, die von der Digitalisierung getrieben werden, das wichtigste Investitionsmotiv“, so Knill.
Künftig noch mehr "Flache Hierarchien"
Entscheidend sei freilich der unabdingbare Fokus auf die Qualifizierung von Mitarbeitern. Dass der digitale Wandel die Arbeitswelt auch auf anderen Ebenen fundamental verändern wird, steht auch für Isabell Welpe außer Zweifel. Die Professorin für Strategie und Organisation an der TU München betonte beim Raiffeisen-Konjunkturgespräch: Menschen würden zwar weiterhin tendenziell hierarchische Strukturen bevorzugen, dies sei in den Arbeitswelten der Zukunft „aber nicht das effizienteste Organisationsprinzip“.
Ihr Ansatz: „Flache Hierarchien, mehr Eigenverantwortung der Beschäftigten und Kooperation sowie der gezielte Einsatz von digitalen Lösungen fördern kreatives und sinnstiftendes Arbeiten.“ Erfolgreich werden in Zukunft jene Unternehmen sein, „die sich am besten an die sich ändernden Marktverhältnisse anpassen, Netzwerke aufbauen und kreativ sind“.