Die SPÖ plakatiert in ihrem EU-Wahlkampf u. a. mit dem Slogan „Mensch statt Konzern". Eine Botschaft, die in der steirischen Industrie für Irritationen und Kritik sorgt. Georg Knill, Präsident der steirischen Industriellenvereinigung, forderte den steirischen SPÖ-Parteiobmann und LH-Stellvertreter, Michael Schickhofer, zu einer Klarstellung auf.

Man nehme den Plakat-Slogan "gegen nicht genauer definierte Konzerne" mit "großer Verwunderung zur Kenntnis", so Knill. „Wir fragen uns, wer denn mit den 'Konzernen' gemeint ist, die hier als Alternative zum Mensch-Sein dargestellt werden. Die steirischen Unternehmen, die dieser Bezeichnung am ehesten gerecht werden tragen Namen wie Andritz, AT&S,AVLList, MAGNA Steyr oder voestalpine. Sie haben in den letzten Jahren mehr als eine Milliarde Euro in der Steiermark investiert und geben hier mehreren tausend Menschen gut bezahlte Arbeit. Sind sie es, gegen die die SPÖ kampagnisiert? Und wenn wirklich: Gegen wen genau? Die über 30.000 Steirer, die alleine in den genannten Leitbetrieben arbeiten? Oder die rund 50.000 Menschen, die in deren Zulieferbetrieben tätig sind?", so Knill am Sonntag in einer Aussendung. "Der steirische Parteiobmann der SPÖ hat dies dringend klarzustellen“, so Knills Forderung. Sonst müsse man die aktuelle Kampagne als Kampagne gegen die steirische Industrie und die Menschen, die in der Industrie arbeiten werten“, so Knill.

Schickhofer: "Mein Herz schlägt für steirische Industrie"

LH-Stellvertreter Michael Schickhofer kontert noch am Sonntag auf die Kritik. Er betont auf Anfrage der Kleinen Zeitung: "Jeder in der Steiermark weiß, dass mein Herz für die steirische Industrie und ihre zehntausenden Mitarbeiter schlägt." Sein Sprecher Christoph Miksch betont, dass Schickhofer im Wochentakt Unternehmensbesuche quer durch die Steiermark absolviere und sich auch "regelmäßig in bestem Einvernehmen mit steirischen Unternehmenschefs austauscht". Auch Schickhofers "Einsatz für das Edelstahlwerk in Kapfenberg und insgesamt für schnelle Genehmigungsverfahren", würden belegen, dass er um die Bedeutung der steirischen Industrieunternehmen für die Arbeitsplätze in der Steiermark wisse.

Die Bezeichnung "Konzerne" in der aktuellen EU-Kampagne der Bundes-SPÖ richte sich keineswegs gegen heimische Betriebe, "das wird im EU-Wahlprogramm der SPÖ auch ganz eindeutig klargelegt", so Miksch. Dort werde ein "gerechter Beitrag von internationalen Konzernen" eingefordert. Das richte sich an "Konzerne wie Google, Facebook, Amazon oder Starbucks, die Milliarden-Umsätze erzielen, aber de facto so gut wie keine Steuern zahlen". Das wiederum sei gegenüber "heimischen Klein- und Mittelunternehmen, aber eben auch gegenüber steirischen Industriebetrieben und deren Mitarbeitern schlicht nicht fair, daher wird das in der Kampagne auch aufgezeigt". Schon gar nicht fair sei das auch gegenüber Menschen, wie jenen 27 Prozent der Steirer, die keine Ersparnisse haben - "für die eine Welt zusammenbricht, wenn Waschmaschine oder Geschirrspüler eingehen, während internationale Konzerne wie Amazon oder Google Milliardengewinne einstreifen und dafür kaum Steuern zahlen. Auch das soll durch die Kampagne thematisiert werden".