Digitale Zwillinge, ultraeffizientze Fabriken oder biolgische Transformation mit der Anwendung von Naturphänomenen in Industrieprozessen sind drei Schwerpunktforschungsfelder der Fraunhofer Austria Research GmbH mit drei Instituten in Wien, Graz und Innsbruck. Dazu forsche man an einem neuen Thema der Digitalisierung: "Industrial Fake News". "Betriebe bekommen sekündlich fehlerhafte Daten in Projekte. Wir entwickeln Methoden, wie man fehlerhafte Daten ausschließt, 98 Prozent aller industriellen Datensätze braucht man überhaupt nicht", beschrieb Fraunhofer Austria-Geschäftsführer Wilfried Sihn am Mittwoch in Wien das neue Thema, "das noch nicht einmal unser Präsident kenn."
"Erbittertes Ringen"
"Weil wir als Frauhofer keine Fake News produzieren", erklärte Präsident Raimund Neugebauer, der von München aus ein weltweites Forschernetz von 27.000 Mitarbeitern mit 2,8 Milliarden Euro Budget mit Instituten in 35 Ländern und Projekten in 85 Ländern steuert. "Vor 70 Jahren hatte man es zu dritt in Bayern geründet, um Wissenschaft udn Wirtschaft zu verknüpfen. Heute gibt es in der EU ein erbittertes Ringen zwischen Mitgliedsstaten um Prioritäten für Forschung im Wettbewerb mit China, USA oder Indien."
Deutschland als Zahler
In Österreich (70 Mitarbeiter) wurden laut Sihn in zehn Jahren 550 Forschungsprojekte mit Industriefinanzierung durchgeführt. Das Jahresbudget - 2019 rund 5,8 Millionen Euro - beinhaltet rund ein Drittel Grundfinanzierung. Um diese jährlich rund 1,4 Millionen Euro liegt man nun im Ringen mit dem Bund. "Wir können die Grundfinanzierung für Fraunhofer in Österreich nicht weiter mit deutschem Steuergeld durchhalten. Das bekommen wir beim Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages nicht mehr durch", sagte Neugebauer.
Nur noch Portugal
Staaten wie Singapur, wo Fraunhofer seit 20 Jahren ist, hätten von Anfang an die Grundfinanzierung übernommen. "Auch von England oder Schweden bekommen wir nichts, in Italien zahlt es die Industrie. Die Schweiz kan nicht einmal auf die Idee, dass andere es zahlen könnten als sie selbst. Österreich und Portugal sind die einzigen Länder, wo es noch von Deutschland finanziert wird", sagte Neugebauer. Nachdem zuletzt Ex-Finanzminister Hans-Jörg Schelling eine Finanzierungszusage klanglos übergangen habe, verhandle man nun neu: "Wir sind mit Minister Norbert Hofer und seinem Ministerium im Gespräch." Auf Anfrage bestätigte das Büro von Minister Hofer Gespräche, mehr wurde dazu nicht gesagt.
Digitale Zwillinge
Die Grundfinanzierung richte sich übrigens nach dem Impact der Forschungserfolge. Sihn und sein Grazer Kollege Dieter Fellner listeten zahlreiche Beispiel von angewandter Forschung mit Industriepartnern an. Das Institut in Graz hat zum Beispiel am Digitalen Zwilling den Wiener Hauptbahnhof simulierend optimiert. Mit Frequentis forscht man an digital unterstützten Fluglotsen. Auch mit Infineon in Villach arbeite man laut Sihn zusammen "für optimierte Datennutzung in der Produktion".
Adolf Winkler