US-Starinvestor Warren Buffett rechnet sich derzeit wenig Chancen auf einen größeren Zukauf für seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway aus. "Die Preise für Unternehmen mit guten langfristigen Perspektiven sind sehr hoch", schrieb Buffett am Samstag in seinem jährlichen Brief an seine Aktionäre. Die Aussichten auf einen Mega-Deal seien daher "nicht gut".
Aber er gebe die Hoffnung nicht auf. Zugleich kritisierte er erneut die "America First"-Politik von Präsident Donald Trump und warb für weltweite Investitionen. Die Firma des 88-Jährigen sitzt auf flüssigen Mitteln in Höhe von 112 Mrd. Dollar (99 Mrd. Euro), die sie lieber mit der Chance auf höhere Renditen investieren würde. Der letzte größere Zukauf liegt allerdings schon etwas zurück: Im Jänner 2016 hatte Berkshire für 32 Mrd. Dollar den Flugzeug-Zulieferer Precision Castparts erworben.
Im vergangenen Jahr lief es für das Unternehmen aus Omaha im Bundesstaat Nebraska alles andere als rund: Im vierten Quartal stand unter dem Strich ein Verlust von 25,4 Mrd. Dollar nach einem Gewinn von 32,6 Mrd. Dollar im Jahr zuvor. Im Gesamtjahr schmolz der Nettogewinn um gut 90 Prozent auf 4 Mrd. Dollar und damit den niedrigsten Wert seit 2001. Operativ sah es besser aus: Hier betrug das Ergebnis im vierten Quartal 5,7 Mrd. Dollar, im Gesamtjahr 24,8 Mrd. Dollar.
Als Grund für den Quartalsrückgang führte Berkshire vor allem Kursrückgänge bei den Investments an sowie Abschreibungen in Höhe von rund 3 Mrd. Dollar. Letztere betreffen fast ausschließlich die Beteiligung am US-Lebensmittelriesen Kraft Heinz, der am Donnerstag ebenfalls rund 15 Mrd. Dollar auf den Wert seiner Marken abgeschrieben hatte, weil die Kunden vermehrt einen Bogen um Fertigprodukte machen. Berkshire Hathaway hält 26,7 Prozent an dem Ketchup-Konzern. Ins Kontor schlug auch der Kursverfall bei Apple.
Gegen Protektionismus
Buffett, der im Präsidentschaftswahlkampf 2016 die Demokratin Hillary Clinton unterstützt hatte, äußerte sich auch zur Lage der US-Wirtschaft. Niemand sollte deren Erfolg alleine für sich beanspruchen, schrieb er. Zudem brach Buffett eine Lanze für weltweites Investieren und stellte sich erneut gegen Protektionismus. "Die Amerikaner werden wohlhabender und sicherer sein, wenn es allen Ländern gut geht", erklärte er. "Bei Berkshire hoffen wir, erhebliche Summen über die Grenzen hinweg zu investieren." Thomas Russo, langjähriger Investor von Berkshire Hathaway, interpretierte Buffetts Äußerungen als klares Bekenntnis zu offenen Märkte und freiem Handel als Grundlage für Wohlstand.
Trump hat einen Zollstreit mit China angezettelt. Er stört sich am hohen US-Defizit im Warenaustausch mit China und wirft der Volksrepublik unfaire Handelspraktiken sowie Diebstahl geistigen Eigentums vor. Auch im Handel mit der EU sieht er die USA benachteiligt und droht mit Sonderzöllen auf Auto-Importe.