Der Sparkassentag steht heuer im Zeichen des 200-Jahr-Jubiläums. Die gesamte Bankenbranche ist mit Umwälzungen konfrontiert. Gibt es dennoch Grund zu feiern?
GERHARD FABISCH: Den Sparkassentag gibt es regelmäßig, es ist bereits der 60. Neben formalen Themen, etwa der Hauptversammlung, gibt es auch immer ein Motto, das ist heuer das 200-jährige Jubiläum. Es geht nicht um eine reine Feierveranstaltung – aber es ist schon so, dass ein 200-jähriges Jubiläum etwas Besonderes ist, das wir auch nützen wollen, um den Wert von Regionalbanken, von Sparkassen aufzuzeigen.

Speist sich aus dieser Historie, in der das Geschäftsmodell Revolutionen und Weltkriege überdauert hat, auch die Zuversicht für kommende Herausforderungen?
Natürlich macht uns das auch stolz und es ist auch ein Beweis dafür, dass das Modell Sparkasse widerstandsfähig ist. Man muss aber aufpassen, dass man daraus nicht eine trügerische Sicherheit ableitet.

Inwiefern?
Die 200 Jahre und die Erfahrung, die da in diesem Körper gespeichert sind, machen uns resistenter. Aber absolute Zukunftssicherheit, die gibt es nicht. Ausruhen wäre überheblich, es wäre fatal, sich zurückzulehnen, nach dem Motto: Egal, was da digital daherkommt, 200 Jahre Geschichte schützen mich. Wir haben genauso den Anspruch, mit der Zeit zu gehen, und investieren daher, Stichwort George, auch kräftig in unser digitales Angebot. Wir bleiben nicht nur in Traditionen hängen, wir wollen auch zeigen, dass unsere Werte auch in einer modernen Welt den Menschen einen Mehrwert bringen können.

Welchen Platz haben klassische Regionalbanken in Zeiten von globalen Finanzriesen und reinen Digitalbanken?
Es ist wichtig, verschiedene Bankmodelle zu haben und nicht von vornherein zu sagen: Groß, digital und börsennotiert ist gut – regional, verwurzelt und nicht ganz so groß kann nicht überleben. Ist es besser, Geschäfte mit Menschen und in Gebieten zu machen, die man samt Rahmenbedingungen nicht kennt? Wir sehen das Konzept der Regionalbank nach wie vor als unverzichtbar an. Länder, die das nicht haben, beneiden uns um unsere Struktur. Der Ruf nach weniger Banken, die alle die gleiche Struktur aufweisen, ist nicht überzeugend.

Die Sparkassen haben bei der Vollversammlung ihre Governance-Regeln verschärft. In welchen Bereichen?
Wir schärfen unser Selbstverständnis, dass wir Produkte, die nicht gut für Kunden sind, nicht anbieten. Es geht nicht um eine Sachwalterschaft für Menschen, die sollen selbst entscheiden können. Deshalb investieren wir auch in die Wissensvermittlung. In der Praxis hängt die Zugänglichkeit von Bankdienstleistungen auch vom Finanzwissen der Kunden ab. Unbekanntes wird gemieden, Vorurteile schaffen Vorbehalte, die zu falschen Entscheidungen führen. Unwissenheit ist auch eine Schranke, wir wollen nicht, dass sich Kunden aufgrund von Unwissenheit von bestimmten Bankprodukten abwenden und damit auch Chancen auslassen.

Auch die Sparkassen haben sich neue Selbstbeschränkungen auferlegt. Welche?
Im Gesetz steht drinnen, dass der Vorstand eines Unternehmens, einer Aktiengesellschaft zwei Jahre lang nach dem Ausscheiden nicht Aufsichtsratsvorsitzender werden darf. Wir gehen weiter und sagen: Er darf für zwei Jahre gar nicht in den Aufsichtsrat.

Warum?
Weil der Vorstand einer Bank, etwa bei Kreditvergaben, Entscheidungen trifft, die lange in die Zukunft wirken. Wir wollen mögliche Interessenkonflikte vermeiden. Bei Vertrauen, Anständigkeit und Wohlverhalten muss man streng sein. Hier kann ein einziges negatives Beispiel auch im Gesamten viel kaputt machen.