Im wachsenden Gesundheitsmarkt stellte sich Graz in die internationale Auslage und wurde, wenn vorerst auch nur für einen Tag, zu dessen Nabel für Gründer und Forscher. Der erstmals veranstaltete „Health Tech Hub“ lotste immerhin 200 Teilnehmer und 50 Start-ups aus 14 Nationen in die steirische Landeshauptstadt.
Für Lars-Peter Kamolz, Professor für Plastische Chirurgie an der Med-Uni und Initiator des Netzwerkens, jedenfalls ein Erfolg: „Von der Idee bis zur Umsetzung waren nur vier Monate Zeit. In so kurzer Zeit so viel Interesse zu wecken, zeigt, dass der Bedarf groß ist.“
„Wir haben ausgezeichnete Forschungseinrichtungen, ein sehr gutes industrielles Umfeld und etliche solcher Start-ups. Doch was uns gefehlt hat, ist die internationale Sichtbarkeit“, erklärt Johann Harer, Chef des steirischen Humantechnologie-Clusters (HTS) mit 120 Mitgliedsbetrieben. So sei das Konstrukt von Unicampus und dem ZWT (Zentrum für Wissens- und Technologietransfer) als Brücke von der Wissenschaft zur Wirtschaft „bei vielen gar nicht so sehr am Schirm“, ergänzt Kamolz.
So wächst der digitale Gesundheitsmarkt
Der „Health Tech Hub“, unterstützt auch vom Land und der Wirtschaftsförderung SFG, war ein Schritt, das zu ändern. Graz wurde als „idealer Standort“ präsentiert, umgekehrt will der Hub Sprungbrett für steirische Gründer ins Ausland sein.
Von 2015 bis 2020 wird der digitale Gesundheitsmarkt weltweit von 80 auf 200 Milliarden Euro wachsen, zitiert Martin Mössler, Chef des Science Park Graz, jüngste Studien. Die Digitalisierung erweitert den Markt etwa um die „P4-Medizin“, die für prädikative, präventive, personalisierte und partizipative Behandlung steht (etwa: Medikamente mit personalisierter Dosierung). Auch das Segment der mobilen Apps treibe die Branche an und biete Gründern neue Chancen.
Die Steiermark will von Israel lernen
Ein Treiber der Internationalisierung soll mit Shizim XL der führende israelische Start-up-Beschleuniger in der Biotechnik werden. Israel und Shizim haben auf dem Markt jene Ausstrahlung, nach der auch Graz strebt. Die Chance, dass Shizim einen Ableger aus seinem Netzwerk in Graz positioniert, sei gut, sagt Kamolz: „Es gibt konkrete Gespräche, was die Ansiedelung von Start-ups betrifft.“
Für die Szene wünscht sich Kamolz mehr „private Businessangels, die Mut zeigen und an eine Idee glauben“, aber auch, dass die Forschung mehr Neugründungen hervorbringt.
Allerdings haben es Start-ups in der Medizintechnik ungleich schwerer, betont Mössler: Der Kapitalbedarf ist hoch, die Entwicklungszeiten sind lang und die Konkurrenz oftmals mächtig. Dennoch gibt es mit Tyromotion, Meemo-Tec und Briefcase Biotec bereits erfolgreiche steirische Beispiele auf dem Markt. Fest steht schon jetzt, dass der „Health Tech Hub“ 2020 fortgesetzt wird.