Letzten Herbst war die Aufregung groß, weil sich nach Jahren Diesel- und Benzinpreise an den Tankstellen immer näher kamen, bis Anfang November Diesel Super an manchen Tankstellen sogar überholte.
Argumentiert wurde dies mit der sommerlichen Trockenheit: Binnenschiffe konnten deutsche Flüsse wegen der niedrigen Pegelstände nur halb beladen befahren, Treibstoffe nur zu höheren Kosten an die Tankstellen geliefert werden.
Auch der aktuellste Spritpreismonitor der EU-Kommission weist für Österreich einen im Schnitt leicht höheren Preis für Diesel (1,175 Euro) als für Benzin (1,172) aus.
Die Spritpreise sind seit Herbst zwar gesunken – Grund dafür ist jedoch der infolge der schwächelnden Konjunktur gefallene Ölpreis. Die Tendenz zum teuren Diesel hat sich aber nicht entschärft: In der Steiermark lagen die gestern vom ÖAMTC erhobenen Tiefstpreise für Benzin und Diesel mit je 1,079 Euro je Liter gleichauf – und das trotz des nach wie vor bestehenden (Mineralöl-)Steuervorteils von rund 10,2 Cent für Diesel.
Unverständnis bei den Autofahrerklubs
Für Martin Grasslober vom ÖAMTC ist das nicht nachvollziehbar: „Wir wissen, dass sich die Pegelstände der Flüsse normalisiert haben, das Thema ist gegessen.“ Generell sei Diesel „derzeit um 5 Cent zu teuer“, sagt der Experte. Dem stimmt Thomas Jank, Geschäftsführer des Arbö für Kärnten und die Steiermark, vorbehaltlos zu: „Es gibt keine plausible Erklärung für die höheren Preise, nur Ausreden.“ Jank bezichtigt die Mineralölindustrie der „Preistreiberei“. Hier werde „seit Monaten die Gunst der Stunde ausgenützt“.
Jürgen Roth, Obmann des Energiehandels in der Wirtschaftskammer, weist dies scharf zurück. Es sei zwar richtig, dass die Schiffe wieder voll beladen fahren können und nach dem Raffineriebrand bei Ingolstadt am 1. September „neue Lieferkanäle aufgemacht wurden“.
Der Dieselpreis sei angezogen, weil „die Wirtschaft gut gelaufen ist und wir mehr Diesel verkauft haben“. Mit Diesel fahren nicht nur Lkw, auch Ölheizungen haben dasselbe Ausgangsprodukt. In Europa sei viel Benzin, aber wenig Diesel auf dem Markt. Ungeachtet des Trends hin zu Benzinern bleibe auch die private Dieselnachfrage auf Rekordniveau. „Das Drei-Liter-Auto kauft sich niemand“, verweist Roth auf den SUV-Boom, der sich 2018 noch verstärkt hat.