In Polen ist ein chinesischer Mitarbeiter des Netzwerkausrüsters Huawei wegen Spionageverdachts festgenommen worden. Ebenfalls in Gewahrsam sei ein polnischer Cybersicherheitsexperte, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur PAP am Freitag. Der Schritt könnte die Spannungen zwischen China und dem Westen verschärfen.
Das chinesische Außenministerium erklärt, "außerordentlich besorgt" zu sein und forderte Polen dazu auf, "gerecht" zu agieren. Huawei teilte mit, sich den Fall anzuschauen und wollte sich weiter nicht äußern. Man halte sich in den Ländern, in denen man operiere, an alle Gesetze und Regeln.
Razzien in zwei Büros
Laut dem Fernsehsender TVP fand in den örtlichen Büros des chinesischen Konzerns eine Razzia statt. Unterdessen gab die Telekomfirma Orange Polska bekannt, der polnische Inlandsgeheimdienst habe am Dienstag ihre Büros durchsucht. Es seien Materialien von einem Mitarbeiter sichergestellt worden. Laut TVP arbeitete der festgenommene polnische Cyberexperte bei Orange Polska und war vorher beim polnischen Inlandsgeheimdienst tätig. Dem Sender zufolge wurde auch die Telekom-Aufsicht durchleuchtet.
Westliche Geheimdienste unter Federführung der USA werfen Huawei und dem kleineren Anbieter ZTE vor, Verbindungen zur Regierung in Peking zu pflegen; sie haben den Verdacht, deren Ausrüstung oder Handys könnten Spionen dazu dienen, an Staats- oder Firmengeheimnisse zu gelangen. Die Firma weist die Vorwürfe als haltlos zurück.
Australien und Neuseeland haben Huawei inzwischen vom 5G-Mobilfunk-Ausbau ausgeschlossen. Auch andere westliche Staaten wie Norwegen prüfen, ob sie Huawei-Ausrüstung in ihren Telekomnetzen weiterhin erlauben sollten.