Die E-Mobilität ist in aller Munde, die Realität aber ernüchternd. Im Vorjahr gab es zwar einen deutlichen Anstieg bei den Neuzulassungen von Elektroautos, allerdings entfiel dieser gänzlich auf Unternehmen und juristische Personen. Bei den Privatkäufen gab es hingegen einen Rückgang.
Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) führte dies heute bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der Vienna Auto Show auf die abwartende Haltung der Konsumenten zurück. Insgesamt könne man aber mit den Zulassungszahlen zufrieden sein, Österreich liege hier im europäischen Spitzenfeld.
Die österreichische Bundesregierung hat die noch von der Vorgängerregierung aufgelegte Förderung für Elektromobilität heuer neu ausgerichtet. Private erhalten nun 3.000 Euro beim Kauf eines E-Autos, zuvor waren es 4.000 Euro. Zur Einordnung: Ein neuer VW Golf mit Benzinmotor beginnt bei einem Listenpreis von 21.000 Euro, bei einem E-Golf sind es 39.000 Euro.
Kein Ende des Dieselprivilegs
Zur Forderungen der Autoindustrie nach einer Abschaffung der Normverbrauchsabgabe (NoVA) meinte Hofer, er sei kein Freund dieser Steuern, am Zug sei aber der Finanzminister, er möchte hier nicht vorgreifen. Fahrverbote, wie sie in Deutschland vermehrt kommen, lehnt Hofer nach wie vor ab. Dass Diesel günstiger besteuert ist als Benzin, sieht der Verkehrsminister nicht als Privileg, daher solle sich daran auch nichts ändern.
Zum Verständnis: Die Mineralölsteuer auf Diesel ist um 8,5 Cent pro Liter niedriger als auf Benzin. Die Steuerbegünstigung für Dieselfahrer betrug laut VCÖ im Vorjahr 710 Mio. Euro. Profitiert hätten davon insbesondere Frächter und Fahrer großer Autos. Während nur 13 Prozent der seit dem Jahr 2010 in Österreich neuzugelassenen Kleinwagen mit Diesel fahren, tanken 87 Prozent der Modelle der Oberklasse Dieseltreibstoff.
Zu der Diskussion um 140 km/h Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn meinte Hofer, bisherigen Messungen zufolge habe der CO2-und NOX-Ausstoß lediglich um ein bis zwei Prozent zugenommen. Der Lärm sei kein Thema, weil dieser primär vom Lkw-Verkehr komme und 140 km/h in der Nacht nicht erlaubt ist.
Günther Kerle, Vorsitzender der Automobilimporteure, kritisierte heute die Politik für die rasche Einführung strengerer Abgasnormen, dies habe den Autoverkauf im vierten Quartal einbrechen lassen und bedeute nichts Gutes für das heurige Jahr.
Weitere Rabattschlacht
Und vom nördlichen Nachbarn kommen auch keine guten Nachrichten. Laut dem deutschen Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer wird die Rabattschlacht der Autohändler heuer weiter gehen. Zum Jahresschnitt habe es in Deutschland einen durchschnittlichen Nachlass von 19 Prozent gegeben, rechnete er kürzlich vor. Viele Händler hätten gebrauchte Dieselautos nur mit hohen Verlusten und Neuwagen nur mit Unterstützungsaktionen verkauft.
Nach einem starken Jahr 2017 war die heimische Autobranche jedenfalls im Vorjahr etwas mit Handbremse unterwegs. Bei den Pkw-Neuzulassungen gab es mit 341.068 Stück ein Minus von 3,5 Prozent. Marktführer blieb VW mit einem Marktanteil von 16,7 Prozent, ein Rückgang um 3 Prozent. Großer Verlierer war der Diesel, der vom Benziner überholt wurde: Nur noch 41 Prozent der Neuzulassungen entfielen auf den Selbstzünder. Der große Sieger war 2018 - wenig überraschend - der SUV mit einem Zulassungsplus von 19 Prozent. Der Anteil der Tageszulassungen an den Neuzulassungen blieb mit 6,8 Prozent stabil.