Von einem „Aufschwung mit Altersschwäche“ war zuletzt ebenso die Rede wie von einem „konjunkturellen Wetterwechsel“. Dass der Konjunkturhöhepunkt auch in Österreich im Vorjahr überschritten wurde, ist unbestritten. Die Frage: Wie heftig fällt das Bremsmanöver heuer tatsächlich aus? Eine seriöse Antwort lässt sich nur mit einer Vielzahl an Fußnoten geben, mit einer „kräftigen Portion“ Konjunktiv gewissermaßen. Denn es sind weiterhin primär Faktoren, die außerhalb der eigenen Einflusssphären liegen: Viele Sorgenfalten bereitet den Auguren etwa die Unsicherheit rund um den Brexit. Das Institut für Höhere Studien (IHS) sieht in den wirtschaftlichen Folgen, die vom Brexit ausgehen könnten, sogar „das größte Konjunkturrisiko für Europa“.

Als Spielverderber erwies sich bereits in den vergangenen Monaten der Handelskonflikt mit seinen vielen Unbekannten. Finden die USA und China in der noch bis Februar andauernden Zeit des „Waffenstillstands“ eine gemeinsame Lösung oder kommt es zu einer weiteren Eskalation? Bereits in den nächsten Tagen stehen wieder Verhandlungen an.

"Wolken, aber keine schwarzen"

Das gilt auch für die USA und Europa. Noch immer ist fraglich, ob US-Präsident Donald Trump Sonderzölle auf Autoimporte aus Europa einführen wird. „Niemand weiß das“, sagte rund um den Jahreswechsel EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Für einen exportstarken Standort wie Österreich sind diese globalen Entwicklungen jedenfalls von hoher Relevanz.

Denn grundsätzlich fällt der Konjunkturbefund auch für heuer nicht so schlecht aus. Von einer „Abkühlung auf hohem Niveau“ sprechen etwa die Experten des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo. Dessen Leiter Christoph Badelt bemüht für Österreichs Wirtschaft folgendes Bild: „Es ziehen Wolken auf, aber keine schwarzen.“

Privater Konsum als Stütze

Eine Einschätzung, die auch von den konkreten Wachstumsprognosen der Institute untermauert wird – sie reichen für heuer von 1,7 Prozent (IHS) bis 2,2 Prozent (IWF).

Während sich die Stimmung in der Exportwirtschaft vor dem Hintergrund der geopolitischen Unsicherheiten auch hierzulande eingetrübt hat, präsentiert sich die Inlandsnachfrage weiterhin robust, „auch wenn sich die Konsumdynamik und vor allem das Investitionswachstum verlangsamen dürften“, wie die Ökonomen der Bank Austria ausführen.

Dennoch werde der „private Konsum eine entscheidende Rolle bei der Abfederung der ungünstigen externen Einflüsse auf die heimische Konjunktur übernehmen“. Auch die Nationalbank verweist in ihrer gesamtwirtschaftlichen Prognose auf die Bedeutung des privaten Konsums, gestützt werde die Entwicklung durch die höheren Lohnabschlüsse.

Arbeitslosigkeit soll weiter sinken

Ein externer Faktor erweist sich für Österreich derzeit als günstig: die starken Verschränkungen mit osteuropäischen Ländern. Die „gute Wachstumsperformance von vielen osteuropäischen Ländern hilft uns“, betonte zuletzt etwa Doris Ritzberger-Grünwald, Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaft in der Nationalbank. Das sei auch ein wesentlicher Treiber dafür, dass Österreichs Wirtschaft schneller wächst als jene in Deutschland. „Im Durchschnitt wachsen wir derzeit um 0,3 Prozentpunkte schneller als unser großer Nachbar Deutschland“, so Ritzberger-Grünwald.

Dieser vermeldet übrigens mit einer Quote von 5,2 Prozent ein historisches Rekordtief in Sachen Arbeitslosigkeit. Österreich liegt mit 7,7 Prozent darüber, heuer wird die Rate hierzulande voraussichtlich noch weiter zurückgehen. AMS-Chef Johannes Kopf rechnet in Summe mit durchschnittlich „5000 bis 10.000“ weniger Arbeitslosen als im Jahr 2018. Mit Skepsis beäugt Markus Marterbauer, Chefökonom der Arbeiterkammer, die Bewegungen am Arbeitsmarkt. Er rechnet ob der „flachen Konjunktur“ damit, dass sich die „Zahl der Arbeitslosen ab Jahresmitte gegenüber dem Vorjahr erhöhen wird“.