Allen Drohkulissen zum Trotz entwickelten sich die steirischen Exporte 2018 hin zu einem neuen Rekord; zumindest für das erste Halbjahr des abgelaufenen Jahres lässt sich das sagen. Der Zuwachs um 19,5 Prozent in den ersten sechs Monaten ist einsame österreichische Spitze, Niederösterreich kam mit plus 8,3 Prozent nicht einmal auf halb so viel Steigerung.
Aber nicht nur das. Absolut betrachtet verdrängte die Steiermark mit Ausfuhren im Wert von 12,4 Milliarden Euro (um zwei Milliarden mehr) Niederösterreich (11,9 Milliarden) von Platz zwei. Beim Gesamtvolumen ist Oberösterreich allerdings weit vorne weg. Güter um 19,2 Milliarden produzierte das Land jenseits des Pyhrn, das auch von der Nähe zu Deutschland profitiert, für den internationalen Markt.
Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (VP) betont die Rolle des Exports für den Jobmarkt: „Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir 2018 erstmals die Marke von 500.000 unselbstständigen Beschäftigten knacken konnten.“
Exporte ins Königreich wuchsen stark
Aus steirischer Sicht ist etwa der Blick nach Großbritannien interessant. Die Insel ist der viertwichtigste Exportmarkt für das Bundesland, aber nicht trotz, sondern auch wegen des Brexits erhöhten sich die Ausfuhren um 53,3 Prozent auf 647 Millionen Euro. Die Steiermark profitierte vom durch den Brexit ausgelösten Arbeitskräftemangel im Königreich. Dadurch nahmen in den britischen Produktions- und Lagerstätten die Automatisierungsmaßnahmen zu, sagt Gernot Pagger, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung: „Hier gibt es in der Steiermark hervorragende Anbieter.“
Die steirisch-britischen Handelsbeziehungen fußen vor allem auf dem Automobilsektor. So baut Magna zwei Jaguar-Modelle (I-Pace und E-Pace), doch befinden sich auch mittlere und kleine Unternehmen in der Zulieferkette für die Briten. Die aktuell unklare Situation um den Austritt macht einen Ausblick auf die Entwicklung aber schwierig.
Zuwachs in den USA
Doch auch der unberechenbare Donald Trump bremste die steirischen Exporte in die USA im ersten Halbjahr 2018 nicht, im Gegenteil. Sie stiegen um 20,4 Prozent auf eine Milliarde Euro. Hinter Deutschland (3,6 Milliarden, plus 15,9 Prozent) sind die USA zweitwichtigster Exportmarkt, auf Platz drei ist Italien (plus 23,5 Prozent). „Im ersten Halbjahr gab es häufig Drohgebärden, die Strafzölle auf Stahl- und Aluminium wurden aber erst mit 1. Juni eingeführt“, analysiert Pagger die neue US-Handelspolitik. Wie sie sich auf den Export auswirken wird, werde wohl erst das Jahr 2019 zeigen.
Bestmarke in Südkorea
Heraus sticht auch Südkorea, das mit dem Import steirischer Güter um 407 Millionen Euro (plus 71,4 Prozent) erstmals ein Top-Ten-Exportmarkt (7) ist. Ob das so bleibt, sei aber fraglich, erklärt die IV. Denn „es dürfte sich hier um einige wenige Großaufträge handeln, deren Volumina die Handelsstatistik beeinflussen“.
Am stärksten wuchsen im Export die Fahrzeugbranche (plus 54,2 Prozent), elektrische Maschinen (plus 19,8) sowie Eisen und Stahl (plus 14,1). Wachstum und mehr Beschäftigung werde künftig nur mehr über den Export möglich sein, meint Josef Herk, Chef der Wirtschaftskammer. Das Internationalisierungscenter (ICS) und die Außenwirtschaft Österreich der WK unterstützen die Betriebe.