In der zehnten Verhandlungsrunde für einen neuen Bahn-Kollektivvertrag haben Arbeitgeber und Gewerkschaft nach 16 Stunden eine Einigung erzielt. Die Gehälter für die rund 40.000 Beschäftigten steigen rückwirkend ab 1. Juli 2018 um 3,4 Prozent. Das gab die Arbeitgeberseite heute (Sonntag) früh bekannt. Bei der Erhöhung seien die bereits seit 1. Oktober ausbezahlten 3 Prozent zu berücksichtigen.

Die vereinbarte Erhöhung der Mindest- und der Istgehälter um 3,4 Prozent gelte für eine Laufzeit von zwölf Monaten, sagte Arbeitgeber-Chefverhandler Thomas Scheiber zur APA. Auch die Nebenbezüge würden um diesen Satz erhöht. Bei den Lehrlingsentschädigungen liegen die Anhebungen zwischen 4 und 10 Prozent.

Die Chefverhandler Scheiber (l.) und Hebenstreit
Die Chefverhandler Scheiber (l.) und Hebenstreit © (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)

Anhebung der Einstiegsgehälter

Darüber hinaus wurde auch eine Anhebung der Einstiegsgehälter bei eisenbahnspezifischen Berufen wie Lokführern, Verschiebern oder Wagenmeistern vereinbart. Diese Erhöhung werde mehr als 100 Euro ausmachen, sagte Scheiber. "In den Bereichen, wo wir in den nächsten Jahren sehr viele Nachwuchskräfte suchen, wollen wir uns als attraktiver Arbeitgeber besser positionieren können."

Auch die Nachtarbeit war bei den Verhandlungen ein Thema. "Wer vorwiegend in der Nacht arbeitet, soll mit zusätzlicher Freizeit belohnt werden, und zwar mit maximal sieben Tagen im Jahr." Daneben soll es mehr Flexibilität beim Zeitausgleich geben und eine 38,5-Stunden-Woche soll in Betriebsvereinbarungen möglich sein.

Nach einem 16-stündigen Verhandlungsmarathon in der zehnten Bahn-KV-Runde hat sich die Gewerkschaft mit dem Abschluss zufrieden gezeigt. "Bei diesen Verhandlungen war eine besondere Kraftanstrengung der Bahnbeschäftigten über alle Bahnunternehmen hinweg notwendig, um einen fairen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg des Bahnlands Nummer eins zu erreichen", so vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit.

Vergangenen Montag war es zu einem zweistündigen Warnstreik in Österreich gekommen, mehr als 100.000 Fahrgäste waren betroffen. Die Bahnwirtschaft umfasst in Österreich rund 60 Bahnunternehmen mit 40.000 Beschäftigten. Der größte Player ist die staatliche ÖBB. Andere größere Betriebe sind die Graz-Köflacher Bahn und die mehrheitlich private Westbahn von Hans Peter Haselsteiner.

Zufriedenheit bei den Bundesbahnen

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) begrüßen die Einigung zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft in der zehnten Bahn-KV-Verhandlungsrunde. "Der Abschluss macht die Eisenbahnbranche ein Stück attraktiver am Arbeitsmarkt, wäre aber auch ohne die Eskalation und den Warnstreik erreichbar gewesen", sagte ÖBB-Sprecher Robert Lechner zur APA.

Die ÖBB suchen derzeit dringend Personal. Benötigt werden 1.500 Verschub-Mitarbeiter, 1.300 Lokführer, 850 Fahrdienstleiter, 600 Zugbegleiter und 230 Wagenmeister sowie 2.300 Postbus-Lenker, erklärte die Bahn kürzlich gegenüber dem "Kurier". Man "arbeite heute schon gut und eng mit dem AMS zusammen", sagte Lechner. "Wichtig ist jedenfalls ein starker Auftritt als Arbeitgeber. Für weitere gute Kooperationen sind wir immer offen."

Auch Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) zeigte sich über den positiven Ausgang der Eisenbahner-KV-Verhandlungen erfreut: "Ich bin erleichtert darüber, dass man heute Nacht zu einer Einigung bei der Erhöhung der Kollektivverträge gekommen ist", so Hofer am Sonntag in einer Aussendung. 3,4 Prozent rückwirkend ab 1. Juli plus höhere Einstiegsgehälter sowie mehr Zeitausgleich für jene, die hauptsächlich in der Nacht arbeiten, sei "ein fairer Ausgang und macht die ÖBB und alle anderen Bahnunternehmen weiterhin zu attraktiven Arbeitgebern im Land".

Hofer verwies darauf, dass diese KV- und IST-Erhöhung bei den Eisenbahnern die höchste seit mehr als zehn Jahren sei und nur minimal unter jener der Metaller liege. "Dieser Anstieg der Löhne zeigt die Wertschätzung, die der Arbeit der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner von Seiten der ÖBB-Führung und den anderen Bahnunternehmen entgegengebracht wird", so Hofer. Dies sei "für beide Seiten ein sehr gutes Ergebnis".