Der heimische Handel blickt "hoffnungsvoll, aber skeptisch" auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft. "Mit Betonung auf skeptisch", sagte Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Wien.

Zwar sei die Konsumnachfrage nach wie vor stabil, Sondereinkaufstage wie der "Black Friday" oder "Cyber Monday", die in den November gefallen sind, Gutscheine, die meist erst im Jänner eingelöst werden, sowie ein Kaufkraftabzug von ausländischen Online-Händlern wie Amazon dürften das Weihnachtsgeschäft heuer etwas niedriger ausfallen lassen als 2017, erwartet Will.

Umsatzminus im Lebensmittelhandel

Positiv sei wiederum, dass der 24. Dezember auf einen Montag falle, was vor allem den Lebensmittelhandel freuen dürfte, zumal Frischeprodukte ganz zum Schluss gekauft würden. Die Branche hat es auch nötig, allein im September sind die Umsätze im Lebensmittelhandel nominell um 3,3 Prozent eingebrochen, real war das ein Minus von 4,6 Prozent.

Der warme Herbst hat in zahlreichen Branchen zu Umsatzrückgängen geführt, insbesondere im Sportartikel-, Bekleidungs- und Schuhhandel, wo Saisonwaren liegen blieben. Für das Gesamtjahr werden heuer Umsätze von 75,6 Miliarden Euro erwartet, ein nominelles Plus von 1,8 Prozent. Unter Berücksichtigung der Inflation ergebe das aber Realverluste. Sauer stößt dem Handelsverband-Chef auch auf, dass der Konsument um 80 Milliarden Euro einkaufe, aber nur 75,6 Milliarden Euro davon in Österreich blieben. "Der Rest wandert also ins Ausland", räumte Will ein.

Weihnachtsgeschäft stagniert

Das Weihnachtsgeschäft dürfte den österreichischen stationären Händlern und Online-Shops heuer 1,249 Milliarden bringen, nach 1,256 Milliarden Euro im Jahr davor, hat das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo für den Handelsverband berechnet. Nicht mitberücksichtigt sind hier Umsätze, die auf Weihnachtsmärkten oder in der Gastronomie erzielt werden. Ebenfalls nicht einberechnet werden Erlöse von ausländischen Online-Shops. Allein für Amazon geht der Standortberater Regioplan von einem Zusatzumsatz zwischen 60 und 70 Millionen Euro aus, den der Händler in Österreich im Dezember lukriert.

Als Weihnachtsgeschäft gelten Mehrumsätze im Dezember, die die Händler zusätzlich zum Umsatz eines Durchschnittsmonats erzielen. Manche Branchen wie der Spielwarenhandel, Uhren- und Schmuckgeschäfte oder der Buchhandel machen im Dezember bis zu doppelt so viel Umsatz wie in einem anderen Monat. Die Bedeutung sei daher nicht zu unterschätzen, räumte Jürgen Bierbaumer-Polly vom Wifo ein.

Weihnachten verliert an Bedeutung

Insgesamt hat die Bedeutung des Festes für den Handel trotzdem abgenommen. Größere Anschaffungen werden längst nicht mehr nur zu Weihnachten gemacht. Zudem fließt immer mehr Geld in Reisen, Wellness-, Erholungs- und Bildungsangebote. Schnäppchentage wie der "Black Friday" oder der "Cyber Monday" locken bereits im November mit großzügigen Rabatten und sorgen so für verfrühte Weihnachtseinkäufe. Viele schwören dem Kaufrausch auch ganz ab. Denn Weihnachten bedeutet auch mehr Arbeit, mehr Müll und zuweilen ein deftiges Minus am Konto.

Mit dem ersten Einkaufssamstag waren die Branchenvertreter nicht ganz so zufrieden. Roman Seeliger, Vize-Geschäftsführer der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer (WKÖ), hegt aber dennoch Hoffnung für den weiteren Verlauf. Grund für den formal frühen Beginn des Weihnachtsgeschäfts ist der Zusammenfall des 8. Dezember mit einem Samstag.