Nach der historischen Einigung im Atomstreit mit dem Iran im Jahr 2015 galt das ölreiche Land für viele heimische Firmen als Hoffnungsmarkt. Drei Jahre und einige politische Machthaberwechsel später bröckelt diese Hoffnung wieder. Die USA haben am Montag die nach eigenen Angaben härtesten Wirtschaftssanktionen gegen den Iran in Kraft gesetzt.

Die Strafmaßnahmen sollen vor allem die Ölindustrie, den Banken- und Finanzsektor sowie die Transportbranche mit den wichtigen Häfen treffen. Auch österreichische Firmen sind betroffen, insbesondere im Automobilsektor sowie in der Öl- und Gasbranche. Der heimische Mineralölkonzern OMV sagte am Montag auf Anfrage der APA, dass die Sanktionen gegen den Iran keine substanziellen Einflüsse auf ihr Geschäftsfeld hätten. Derzeit seien keine weiteren Aktivitäten im Iran geplant. Die Oberbank kündigte bereits im Juni an, sich aus dem Iran zurückzuziehen.

Gute Geschäfte im Pharmabereich

Wie viele österreichische Firmen derzeit im Iran aktiv sind, ist nicht bekannt. Laut dem Wirtschaftsdelegierten in Teheran, Christoph Grabmayr, haben aber allein 2017 rund 900 heimische Unternehmen zu dem Außenwirtschaftscenter in der iranischen Hauptstadt Kontakt aufgenommen. Vor allem im Pharmabereich gebe es einige Lieferanten aus Österreich, die gute Geschäfte mit dem Iran machten. Namen nannte Grabmayr nicht.

Der Handel mit Medikamenten fällt zwar nicht direkt unter die US-Sanktionen, allerdings sei die Frage, wie diese Firmen künftig an ihr Geld kämen, räumte der Wirtschaftsdelegierte ein. Die USA wollen mit ihren Sanktionen vor allem den internationalen Zahlungsverkehr in den Iran lahmlegen.

Für Großprojekte war die Zeit zu kurz

2017 betrug das Handelsvolumen mit dem Iran rund 420 Millionen Euro (300 Millionen Euro Exporte, 120 Millionen Euro Importe). 2005 lag das Volumen noch bei 600 Millionen Euro, brach im Zuge der Sanktionen aber auf 232 Millionen Euro im Jahr 2014 ein. Nach der Einigung im Atomstreit 2015 stiegen die Handelsbeziehungen wieder an, doch viele Großprojekte seien innerhalb dieser kurzen Zeit über die Vorbereitungsphase gar nicht hinausgekommen, so Grabmayr.

Heuer ging es mit den österreichischen Exporten in den Iran schon wieder abwärts: Im ersten Halbjahr brachen diese um 15 Prozent ein. Die Importe erhöhten sich in diesem Zeitraum allerdings um fast 50 Prozent. Es handelt sich dabei um die letzten Öllieferungen, die noch nach Österreich gesandt wurden.

Dass verschärfte Sanktionen mit heutigem Tag in Kraft treten, war bekannt. "Die Firmen haben sich vorbereitet und versucht, bestehende Aufträge möglichst schnell abzuwickeln bzw. Gelder in Empfang zu nehmen", sagte Grabmayr. Die entscheidende Frage für die Zukunft laute: Wird es möglich sein, Waren zu liefern und Geld zu bekommen?