Um gut 5,3 Prozent oder 6,7 Cent je Liter hat der Diesel-Preis an Österreichs Tankstellen laut Daten des ÖAMTC seit Anfang Oktober zugelegt. Bei Super lag das Plus bei 1,6 Prozent. Damit hat sich die Preisdifferenz weiter verkleinert. Laut dem aktuellen Treibstoffpreis-Monitor beträgt der durchschnittliche Preis (Bruttopreise inklusive aller Abgaben und Steuern) für Eurosuper 95 in Österreich 1,325 Euro pro Liter. Die Bruttopreise für Dieselkraftstoff liegen hierzulande bei 1,321 Euro pro Liter (zum Vergleich: Vor einem Monat waren es im Schnitt noch bei 1,28 Euro, vor genau einem Jahr bei 1,12 Euro je Liter).
„Die Differenz zwischen Super und Diesel ist zuletzt immer kleiner geworden“, so ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexperte Martin Grasslober. Der zuletzt gesunkene Ölpreis (seit Anfang Oktober um mehr als 5,5 Prozent) spiegle sich an den Zapfsäulen noch nicht wider, „der gefallene Ölpreis ist bei den Treibstoffpreisen noch nicht angekommen“, so Grasslober.
Dort ist dafür eine Entwicklung zu beobachten, die man seit Jahren nicht gesehen hat. „An vielen Tankstellen, besonders in der Steiermark, sind Diesel und Superbenzin gleichpreisig, vereinzelt, vor allem im Großraum Graz sowie der Süd- und Weststeiermark ist Diesel sogar teurer.“ Neu ist ein solches Phänomen nicht. In den Jahren 2008, 2009, 2011 und 2012 gab es jeweils sogar Phasen „in denen der Dieselpreis im Durchschnitt über dem Superpreis lag“. Das sei jetzt noch nicht der Fall, aber die Differenz habe sich zuletzt eben immer weiter verringert.
Brand in Raffinierie
Bei der Forschung nach Ursachen werden beispielsweise knappe Raffineriekapazitäten sowie gestiegene Transportkosten ins Treffen geführt. WKO-Vizepräsident Jürgen Roth, der auch Fachverbandsobmann des Energiehandels ist, verweist u. a. auf den durch einen Brand verursachten Raffinerieausfall im deutschen Vohburg. Wie berichtet, sorgen insbesondere die niedrigen Wasserpegelstände in deutschen Flüssen, vor allem dem Rhein, dafür, dass derzeit nur etwa halb so viel Treibstoff transportiert werden kann.
Die Steiermark sei insgesamt jedoch in einer vergleichsweise „besseren Situation“, da hier die Versorgung verstärkt über den Süden erfolge, wie Roth ausführt. Also etwa über Norditalien oder den slowenischen Hafen Koper. Roth führt die gestiegenen Treibstoffpreise primär auf gestiegene Produktnotierungen zurück, betont aber auch: „Dort hat sich die Lage jetzt wieder stabilisiert.“ Tendenziell sollten die Preise an der Tankstelle also wieder fallen.
Wie es mit den Preisen weitergeht
Arbö-Geschäftsführer Thomas Jank ist skeptisch. Es sei zu befürchten, „dass der Dieselpreis so hoch bleiben wird. Wir erwarten nicht, dass just vor den Weihnachtsfeiertagen, wo die Preise ohnehin immer anziehen, der Diesel deutlich billiger wird an den Tankstellen“. Die Argumentation der Mineralölindustrie bezeichnet er als „eher oberflächlich“, er geht auch davon aus, dass das „Flussargument wohl noch länger herhalten“ müsse. Dabei, so Jank, seien „die Treibstofflager im Land gut gefüllt und die Ölpreise in Rotterdam sind wieder im Sinken begriffen“.
Grasslober attestiert indes einen „Mangel an Transparenz am Fertigproduktmarkt“ und fordert detailliertere Angaben über den Anteil der Kosten von Rohöl am Kraftstoffpreis.
Auch der Heizölpreis hat, wie berichtet, in den vergangenen Monaten zu einer ordentlichen Preisrallye ausgeholt. Zum Vergleich: Heute vor genau einem Jahr lag der Durchschnittspreis für 100 Liter Heizöl (bei einer Abnahmemenge von 3000 Litern, inklusive Lieferung und Mehrwertsteuer) noch knapp unter 70 Euro, gestern waren es laut dem Portal „Fastenergy“ rund 91,5 Euro. Die Tendenz hat in den letzten Tagen aber nach unten gezeigt, die gesunkenen Rohölpreise haben sich hier also schon ausgewirkt.