Möglicherweise stehen wir am Beginn einer Aufholjagd, eher ernüchternd wirkt dafür der Blick auf den Status quo.

Gerade einmal etwas mehr als sieben Prozent der heimischen Start-ups würden nämlich laut „European Startup Monitor“ von Frauen gegründet. Das präzisere österreichische Erhebungsäquivalent, der jüngst präsentierte „Austrian Startup Monitor 2018“, beziffert den „Frauenanteil bei Gründungsteams“ mit immer noch sehr geringen „zwölf Prozent“. Beide Zahlen verdeutlichen einmal mehr: Auch wenn der weibliche Anteil bei klassischen Unternehmensgründungen steigt und mittlerweile bei über 50 Prozent liegt, findet man in der technologie- und wachstumsorientierten Start-up-Szene weiter fast nur Männer an vorderster Front.

Um dieser Entwicklung aktiv entgegenzutreten, wurde in Wien vor zwei Jahren die Initiative Female Founders ins Leben gerufen. Auch, um die Zahl der Start-up-Gründerinnen zu erhöhen, werden Netzwerkveranstaltungen speziell für Frauen organisiert oder Mentoring-Programme mit angesehenen Unternehmerinnen aufgesetzt. Mittlerweile strahlt die Idee weit über Wien hinaus, ab sofort auch weit in den Süden Österreichs.

Was hinter dem "Women Start-up Barometer" steckt

„Wir wollen Frauen sichtbarer machen, sie vernetzen“, beschreibt etwa Martina Hölzl vom Grazer Next-Incubator den eigenen Antrieb. Gemeinsam mit Stefanie Horvath vom Start-up Studo und Julia Plakolm von der Karl-Franzens-Universität (Institut für Unternehmensführung und Entrepreneurship) steht sie an der Spitze der Female Founders South. Zumindest einmal im Monat wollen die drei künftig in unterschiedlichsten Formen „auf das Thema Gründerinnen aufmerksam machen“.

In der rasch wachsenden Start-up-Szene soll die Stimme der Frauen durch die Arbeit der Gruppe deutlich lauter werden. Als Schritt zur erhöhten Sichtbarkeit dient auch der von den Female Founders erstmals erhobene „Women Start-up Barometer“, bei dem mehr als 100 Gründerinnen, Gründerberaterinnen und Gründungsinteressierte befragt wurden.

Zentrale Erkenntnisse: Die „Unterstützungsleistungen für Gründerinnen“ schätzen die Frauen heute als „durchschnittlich“ ein. Das wichtigste Motiv zur Gründung ist „die Selbstverwirklichung“, knapp dahinter rangiert erhoffte „Flexibilität“. Als größte Hindernisse für eine Gründung führen die befragten Frauen wiederum „wenig Mut und Angst vor unsicherer Einkommenssituation“ an.

Zu Gast bei einer Diskussionsrunde der Female Founders South in den Räumen des Grazer Next-Incubators: Anja Silberbauer, Cornelia Daniel, Henrike Brandstötter
Zu Gast bei einer Diskussionsrunde der Female Founders South in den Räumen des Grazer Next-Incubators: Anja Silberbauer, Cornelia Daniel, Henrike Brandstötter © BG/Großschädl

Eine mögliche Tendenz zur Risikoaversion war auch zentrales Thema einer Diskussionsrunde, zu der die Female Founders South in Graz geladen hatten. So erzählte die Solar-Unternehmerin Cornelia Daniel, dass Frauen oftmals „aufgrund von Selbstzweifeln die Extrameile gehen“. „Manchmal müssen wir vielleicht mehr wie Männer reagieren – und einfach mit Risiko einsteigen“, ergänzte Anja Silberbauer, die heute erfolgreich an der Spitze des auf Vermittlung von Pflegepersonal spezialisierten Start-ups Harmony & Care steht.

Das Beste, was man als potenzielle Gründerin tun könne? Cornelia Daniel: „Anderen Gründerinnen zuhören.“ Trägt die Arbeit der Female Founders Früchte, könnten dafür schon bald deutlich mehr Frauen als Vorbilder zur Verfügung stehen.