Nadja Lamisch (19) ist schon der zweite Lehrling von Gastwirtin Sabine Erian, der eine Lehre mit Matura macht. Der Wunsch, auch die Matura zu machen, war aber nicht von Anfang an da. "Ich habe Restaurantfachfrau gelernt, mir dann aber irgendwann gedacht, dass ich mehr will", erzählt die junge Frau. Und das setzt sie seit August 2017 auch um. Zusätzlich zur Ausbildung in der Berufsschule ist sie einen weiteren Tag pro Woche in der Schule. Für dieses Ausbildungsmodell, bei dem die klassische Lehrlingsausbildung mit der Reifeprüfung kombiniert wird, entscheiden sich in Kärnten mittlerweile schon zehn Prozent der Lehrlinge – Tendenz steigend. Auch, weil die Chancen am Arbeitsmarkt damit steigen.

720 Lehrlinge

Aktuell sind es laut Wirtschaftskammer 720 der 7000 Lehrlinge. Grundsätzlich, so Beate Staudacher von der Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer, ist es das Interesse des Lehrlings, diesen Ausbildungsweg einzuschlagen. Der Unternehmer muss aber natürlich noch zustimmen. Viele Klein- und Mittelunternehmen sind dem Modell gegenüber auch positiv eingestellt, andere wiederum sind der Lehre mit Matura gegenüber nicht so aufgeschlossen, weil der Lehrling an deutlich mehr Tagen im Jahr im Betrieb fehlt, als bei der "normalen" Lehre.

Erstaunlich viele Lehrlinge, die auch die Matura anstreben, nämlich 70, finden sich im Gastronomiebereich. Aber auch bei den Malern, Dachdeckern und im IT-Bereich ist das Interesse groß. Malermeister Nat Vince in Friesach ist begeistert, dass sein Lehrling Lisa Köppl (16) mit dem Wunsch zu ihm gekommen ist, eine Lehre mit Matura zu machen. Dass sie dafür mehr Zeit in der Schule verbringen muss, sei für ihn kein Problem.

Lisa Köppl lernt bei Malermeister Nat Vince in Friesach
Lisa Köppl lernt bei Malermeister Nat Vince in Friesach © Kulmer

Große Betriebe wie Flex in Althofen oder die Omya in Gummern setzen überhaupt verstärkt auf Lehre mit Matura. Bei der Omya werden derzeit zehn Lehrlinge ausgebildet, vier davon machen die Lehre mit Matura in den Lehrberufen IT-Technik, Elektrotechnik und Speditionskaufmann. Die Elektronik-Fabrik Flex bildet alleine für den eigenen Betrieb 40 Lehrlinge aus. 29 von ihnen haben sich für eine Lehre mit Matura entschieden, die vom Unternehmen auch forciert werde, so Ausbildungsleiter Albert Klemen. Elf der 29 Lehrlinge werden im Beruf des Mechatronikers ausgebildet. Bei Flex wird das Ausbildungsmodell seit 2007 angeboten. "Am Anfang waren nicht so viele Lehrlinge daran interessiert. Das hat sich in den vergangenen Jahren aber deutlich geändert."