Die irische Fluggesellschaft Ryanair errichtet nächsten April am Berliner Flughafen Tegel ihre zehnte Basis in Deutschland. Dazu übernehme der Billigflieger vier dort stationierte Maschinen seiner österreichischen Tochterairline Laudamotion, kündigte Ryanair-Chef Michael O'Leary am Mittwoch in Berlin an. Im Gegenzug überlässt Ryanair den Stützpunkt Düsseldorf komplett der Laudamotion.
Ryanair hält drei Viertel der Anteile des Ferienfliegers Laudamotion, der Rest gehört Ex-Rennfahrer Niki Lauda. Dieser hatte Maschinen sowie Start- und Landerechte der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki übernommen. In einem am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Interview sagte O'Leary, Ryanair könne in den nächsten drei Jahren den Anteil an Laudamotion von 75 auf 100 Prozent erhöhen, "aber wir wollen die Lauda-Familie so lange wie möglich an Bord halten".
Kein Wachstum in Deutschland
Anders als in den vergangenen Jahren wird der irische Billigflieger Ryanair in Deutschland 2019 nicht weiter wachsen. "Unser Verkehr wird stagnieren", sagte Konzernchef Michael O'Leary am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Er begründete dies auch mit der umstrittenen Schließung der Basis Bremen und der Reduzierung der Kapazitäten am Standort Weeze am Niederrhein. O'Leary zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass es mittelfristig weiter bergauf gehen sollte. "Ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren weiter wachsen werden."
Ryanair hatte erst kürzlich angekündigt, ihre Basis in Bremen mit zwei stationierten Flugzeugen zu schließen und in Weeze zwei von fünf Maschinen abzuziehen. Von Gewerkschaftsseite war das als "Kriegserklärung" im laufenden Gehaltsstreit gewertet worden. O'Leary bezichtigte die Gewerkschaften nun der Lüge. Der eigentliche Grund seien die Kerosinpreise. "Öl ist bei 85 Dollar, ihr Idioten", sagte O'Leary. Stiegen sie weiter, schließe Ryanair möglicherweise weitere Basen.
Im Tarifstreit mit den Gewerkschaften der Piloten und des Kabinenpersonals will O'Leary möglichst rasch zu Abschlüssen kommen. "Wir machen Fortschritte", sagte der Manager. Die Gewerkschaften hatten sich allerdings zuletzt sehr skeptisch zu den Verhandlungen geäußert. Viele Branchenexperten rechnen in den nächsten Wochen oder Monaten mit weiteren Streiks.
Die Aussicht auf einen Austritt Großbritanniens aus der EU ohne Abkommen bezeichnete O'Leary als besorgniserregend. Es sei möglich, dass Flugzeuge für bis drei Wochen am Boden bleiben müssten. "Das wäre sehr schmerzhaft." Ryanair sei aber ein großes Unternehmen. "Wir können das überleben."